Küss mich, Frosch

Dass sie sich einmal in einen Schwerstbehinderten verliebt, hätte sich Karin nicht träumen lassen. Karin war viele Jahre verheiratet. Als ihre Ehe in die Brüche geht, beginnt sie abends in der virtuellen Welt nach Gesprächspartnern zu suchen. Nach stumpfen Anmachen und viel bla, bla, bla trifft sie schließlich auf Ferdinand, der sich im Netz Frosch nennt. Fast täglich verabreden sie sich im Chat. Bald entsteht das Bedürfnis, sich persönlich kennenzulernen. Doch dann die Überraschung: Ferdinand, der sympathische Mann, outet sich als Krüppel.

Einer, der nur wenige Finger bewegen kann, dessen Aktionsradius von einem elektrischen Rollstuhl limitiert ist. Dennoch will Karin ihn besuchen. „Seine leuchtenden Augen und seine Lebensfreude haben mich fasziniert“, sagt sie. „Den Rollstuhl habe ich ganz schnell vergessen.“ Sie kommt öfter und nach wenigen Wochen verspürt sie ein Gefühl, das sie nicht für möglich gehalten hätte: Sie hat sich verliebt. Eines Abends passiert das Unvorstellbare: Sie küsst ihn. Es ist der Beginn einer wunderbaren Beziehung. Seit zwölf Jahren sind die beiden ein glückliches Paar.

Zwei Jahre war Ferdinand alt, als er an Kinderlähmung erkrankte. Nur mithilfe einer eisernen Lunge konnte er überleben. Dass er einmal eine normale Partnerschaft leben kann, hat er nicht einmal zu hoffen gewagt. Mit Karin an seiner Seite trotzt der Überlebenskämpfer Ferdi dem Schicksal. Mehr noch: Es gelingt ihm sogar, sich aus der eisernen Lunge zu befreien.

Max Kronawitter hat das ungleiche Paar mit der Kamera begleitet. Entstanden ist eine einfühlsame Dokumentation, die zeigt, dass Liebe ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. „Ich fühle mich wie von einer schweren Krankheit geheilt!“, sagt Ferdi lachend. Und Karin ergänzt: „In unserer Beziehung hat Behinderung keinen Platz!“