Kirsty Liddiard, eine Soziologin aus England, hat eine neue Studie veröffentlicht, die der Frage nachgeht, warum Männer mit Behinderung für Sex bezahlen, also entweder, in dem sie zu einer Prostituierten bzw. Sexarbeiterin gehen, oder Sexualassistenz in Anspruch nehmen. Sie hat dazu 25 körperbehinderte Männer und Frauen befragt.
Männer mit Behinderung zahlen häufiger für Sex als Nichtbehinderte
16 Männer nahmen an der Studie teil, von welchen sieben schon einmal für Sex bezahlt hatten. Von den teilnehmenden Frauen hatte noch keine bezahlten Sex in Anspruch genommen. Diese Ergebnisse decken sich mit bisherigen Studien, die nahelegen, dass Männer mit Behinderung häufiger für Sex zahlen, als nichtbehinderte Männer. Diese Ressource hilft Ihnen, weitere Informationen zu finden.
Nach den Gründen und Erfahrungen befragt, gaben viele der Männer an, dass es für sie nicht nur um den Sex bzw. die sexuelle Erfahrung ging, sondern genauso auch um Unabhängigkeit und Eigenständigkeit.
„Ich wünschte ich könnte einfach ausgehen und jemanden treffen…“
Manche Männer hatten die Befürchtung, dass sie vielleicht niemals eine sexuelle Erfahrung machen würden, wenn sie nicht für Sex bezahlen. Ein Mann sagt: „Ich wünschte ich könnte einfach ausgehen und jemanden treffen. Aber es ist nicht so einfach“.
Für viele der befragten Männer war der „gekaufte“ Sex die erst Gelegenheit, Berührung zu erfahren, die nicht pflegerisch, medizinisch oder therapeutisch war.
Für andere war es eine wichtige Möglichkeit, überhaupt grundlegende Erfahrungen, wie z.B. sinnliche und erotische Berührung, zu machen. Andere sagten, dass sie es als gute Vorbereitung empfanden, um auch „echte“ Beziehungen haben zu können, bzw. sich das zuzutrauen.
Wurzeln liegen in Erfahrungen mit Behinderung
„Wir müssen neu über Sexarbeit nachdenken“, sagt die Forscherin. „Wir dachten, dass Männer mit Behinderung verzweifelt Sex brauchen. Aber ihre Gründe waren sehr unterschiedlich und in ihren Erfahrungen mit Behinderung verwurzelt.“
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Alle Männer in der Befragung sahen bezahlten Sex nur als Übergangslösung und fühlten sich nach der Erfahrung trotzdem unzufrieden und unbefriedigt. „Ich hab meine Jungfräulichkeit verloren, aber ich möchte eigentlich wirklich eine Beziehung. Wie kann ich meine Sexualität leben?“. Diese Frage kann nicht mit Geld beantwortet werden.