Archiv der Kategorie: Partnerschaft und Beziehung

Rollirotik – der Podcast zu Sexualität und Behinderung

Darf ein behinderter Körper sexy sein?
Wie gefährlich sind Devs wirklich?
Wie erlebt man Sexualität in einer interablen Beziehung?

Ich, Anna, beleuchte als Devotine zusammen mit Kjell, der eine Körperbehinderung hat, im neuen Podcast Rollirotik das Thema Sexualität und Behinderung: unverblümt und mit Fokus auf all den Dingen, die sonst hinter verschlossenen Türen bleiben. Für alle, die lieber zuhören statt lange Texte zu lesen und für alle, die ein wenig mehr wissen wollen, als es angebracht wäre zu fragen.

Im Podcast sprechen wir über unsere ganz persönlichen Erfahrungen, über Leidenschaft, Tabu-Brüche und die praktischen Aspekte von interablen Beziehungen. Und wir sprechen mit euch! Sagt uns, was euch besonders interessiert und welche Fragen ihr schon immer mal stellen wolltet.

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„Besonders Verliebt“: VOX plant Datingsendung mit Menschen mit Behinderung

VOX hat sich in Kooperation mit Handicap Love vom britischen Fernsehen inspirieren lassen. Dort läuft seit einigen Jahren (offenbar relativ erfolgreich) die Sendung „The Undateables“. Singles mit Behinderung treffen vor laufender Kamera andere Singles, um einen passenden Partner zu finden. Mal ganz abgesehen vom Namen der Sendung (der im Deutschen immerhin ein kleines bisschen Würde bewahrt), erscheint mir das Konzept alles andere als inklusiv.

Im Moment werden dafür Teilnehmer mit Behinderung gesucht. Immerhin gibt man sich Mühe, dem beinahe sicheren Abrutschen in die Inspiration-Porn- und Sensationsschiene etwas entgegenzuwirken. Dazu wird im Aufruf versichert, dass niemand vorgeführt oder blamiert werden soll, sondern dass der Schwerpunkt darauf liegt, „auf einfühlsame Weise für mehr Toleranz und Akzeptanz gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen“ zu werben. Ob das gelingt und wie das Konzept umgesetzt wird, können die Zuschauer ab September 2021 herausfinden.

Passende Singles für die Teilnehmer werden derzeit über Handicap Love, die größte und bekannteste Singlebörse für Menschen mit Behinderung im deutschsprachigen Raum, gesucht. Da sehe ich die erste Problematik: Nach dem „Gleich und gleich gesellt sich gern“-Prinzip erfolgt die Suche auf einer Plattform, die vor allem von Menschen mit Behinderung frequentiert wird. Schade, dass eine Sendung, die vermutlich einen relativ großen Zuschauerkreis erreichen wird, sich in dieser Hinsicht bereits im Voraus positioniert. Soweit ich erkennen kann, ist nicht klar formuliert, dass potentielle Partner auch eine Behinderung haben sollten. In der Handicap Love-Bubble ist das jedoch für die meisten Mitglieder der Fall. Vielleicht wird ja auch auf anderen Wegen gesucht, ich würde es mir jedenfalls wünschen und bin auf die Reaktionen zur Sendung gespannt.

Eine Beziehung für die ganze Welt: Partnerschaften von Menschen mit und ohne Behinderung auf Social Media

Paare, bei denen einer der Partner eine sichtbare Behinderung hat, ziehen Blicke auf sich. Im Internet sind sie Klickgarant. Einige dieser Paare präsentieren ihr gemeinsames Leben online und versuchen so, Bewusstsein zu schaffen für eine eigentlich ganz alltägliche Sache.


Vielleicht liegt es in der menschlichen Natur, das außerhalb des eigenen Erfahrungshorizonts Liegende seltsam spannend zu finden: das Ungewöhnliche, Exotische und eben auch Menschen, die auf den ersten Blick nicht in die breite Masse passen. Wenn Menschen mit Behinderung auf sozialen Medien von ihren Erfahrungen berichten, kann das ein Türöffner sein, eine Einladung, in eine sonst unbekannte Welt einzutauchen. Es ist aber auch eine Welt, von der häufig Vorurteile und vorgefertigte Meinungen existieren und die es in den Köpfen der Menschen vielleicht irgendwo gibt, aber die um Himmels Willen keine Berührungspunkte mit der eigenen haben soll.

Auch ohne den zusätzlichen Faktor der romantischen Beziehung zeigen YouTuber, wie man mit Humor und Leichtigkeit, aber auch mit Ernsthaftigkeit, diese Grenzen überwindet. Berühmte deutschsprachige Beispiele aus den letzten Jahren, die schnell eine große Zahl Follower und Klicks erlangten, sind Gewitter im Kopf, die auf witzige Art über das Tourette-Syndrom aufklären, und Leeroy Matata, der viele verschiedene Menschen mit interessanten Geschichten interviewt und seine eigene Behinderung dabei ganz ohne Anstrengung in den Hintergrund rückt.

Wenn zur Behinderung allerdings noch der Gedanke an Beziehung und Sexualität kommt, wird das Spannende zum wirklich Ungesagten, zu etwas, das manchmal als das letzte Tabu bezeichnet wird. Dem stellen sich YouTuber entgegnen, öffnen ihr privates (Beziehungs-)Leben und schaffen so eine neue Welt. Eine Welt mit viel Potenzial, aber auch mit viel Ablehnung und Kampf.

Shane und Hannah (als Squirmy and Grubs) sind das derzeit wohl bekannteste „interabled couple“ auf YouTube. Über 750.000 Abonnenten interessieren sich für den Alltag der beiden. Aber auch andere Paare haben erfolgreiche Kanäle, zum Beispiel Cole und Charisma und das Sign Duo. Im deutschen Sprachraum gehören Brittlebonesking dazu. Was die Paare eint: Eigentlich lebt niemand von ihnen einen sonderlich ungewöhnlichen Alltag. Sie reden übers Kochen, über Ausflüge und Urlaube, übers Heiraten, übers Kinderkriegen. Das Ungewöhnliche ist die öffentliche Präsentation. Und dass es sicher immer noch Menschen gibt, für die es nicht vorstellbar ist, wie Behinderung und Sexualität zu vereinen sind.

Vor vielen Jahren schrieb Raul Krauthausen einmal: „Wenn ich so durch die Stadt fahre und behinderte Menschen Arm in Arm mit Nichtbehinderten sehe, dann fällt mir immer wieder auf, dass es meist die Frau ist, die ein Handicap hat.“ Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein: Bei allen erwähnten Paaren ist es der Mann, der eine Behinderung hat. (Ein Kanal einer Frau mit Behinderung zum Thema, der mehr Aufmerksamkeit verdient hat, ist Finding Ren.) Dass diese Männer dann ihre Beziehung mit einer klassisch attraktiven Frau zeigen, ist für einige Zuschauer sicher ein weiterer Überraschungsmoment.

Dennoch: der Ruhm und das noble Ziel, Bewusstsein zu schaffen, haben auch ihre Kehrseiten. Social Media bietet den typischen Internet-Schutz für Konsumenten: Hier kann man ungeniert und unerkannt starren. Hier kann man anonyme Kommentare verfassen und Dinge loswerden, die man von Angesicht zu Angesicht nie sagen würde. Gerade bei Squirmy and Grubs gibt es eine ganze Szene, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die beiden als Fakes zu entlarven und Verschwörungstheorien zu verbreiten, weshalb eine so attraktive Frau auf keinen Fall einen Mann mit Behinderung lieben kann.

Paare, in denen ein Partner eine Behinderung hat, betreten auf Social Media Neuland. Vor allem für die Gesellschaft, aber auch für ein Genre, das sich langsam einen Platz erarbeitet. Sie setzen ein Zeichen für alle Menschen, die in einer solchen Beziehung leben, und für deren Umfeld: dass das Unbekannte und Ungedachte so greifbar und alltäglich sein kann.

YouTube: #100percentme – Ihr habt Sex?

Anouk und Lukas sind seit dreieinhalb Jahren in einer Beziehung und haben sich schon einiges anhören müssen, weil Anouk im Rollstuhl sitzt und Lukas nicht. Denn Lukas ist nicht Anouks Pfleger und hat auch kein besonders ausgeprägtes Helfersyndrom. Jetzt erklären die beiden, warum die meisten Vorurteile Quatsch sind und beantworten auch die Frage aller Fragen: Wie funktioniert das eigentlich beim Sex?

Meine persönliche Geschichte

Heute möchte einmal etwas von mir und meiner Vergangenheit erzählen. Also fange ich am besten ganz von vorne an. Ich bin 1975, also direkt in den wilden 70gern, geboren. Ich habe einen Bruder, der sechs Jahre älter ist als ich und meine Eltern leben im idyllischen Hunsrück.

Im Alter von sechs Monaten wurde bei mir Spinale Muskelatrophie diagnostiziert. Das war ein sehr einschneidendes Erlebnis für meine Eltern, da damals auch noch nicht sehr viel über diese Krankheit bekannt war und niemand wußte genau was gibt es denn da für Unterstützung oder frühe Hilfen.

Sie waren dann zu der Zeit mehr oder weniger auf sich allein gestellt, aber die Omas und auch der Freundeskreis haben meine Eltern unterstützt, das hat dann ganz gut funktioniert.

Das erste Erlebnis an das ich mich wirklich sehr bewusst erinnere ist, als ich mit gerade einmal sechs Jahren in ein Internat kam. Das war 1981 da gab es noch keine Betreuung oder gar Inklusion, nicht mal eine Schulassistenz, die mich hätte begleiten können. Damals war dann die einzige Option mich auf das Internat zu schicken, da die Sonderschule, zu der gehen konnte, zu weit entfernt war.

Die normale Schule wäre auch wirklich schwierig für mich gewesen, da ich speziell im Hochsprung (auch heute noch!) sehr schlecht war. 🙂

Jeder kann sich vorstellen das es für mich sehr heftig war, als Kind weg von meinen Eltern, der vertrauten Umgebung und alles was ich zu diesem Zeitpunkt gekannt hatte, gehen zu müssen. Ich hatte schreckliches Heimweh und fühlte mich anfangs auch wirklich sehr einsam.

Ich habe mir dann auch relativ schnell einen guten Freundeskreis aufgebaut, wir waren zum Teil richtige Kameraden. Einer der mit dem ich mehrere Jahre das Zimmer geteilt habe ist auch heute noch ein wirklich guter Freund, wir sind wie Brüder und so war das Gefühl der Einsamkeit auch wirklich schnell verflogen. Das Internat endete für mich mit dem Abschluss der Hauptschule, da war ich dann Anfang 20.

In meiner Jugendzeit war Sexualität ein relativ schwieriges Thema gerade auch was meine eigene Wahrnehmung und mein Selbstbewusstsein angeht.

Ich hatte zu der Zeit viele platonische Freundinnen, wenn ich da auch mal mehr versucht hatte und die nicht wollten war ich nicht total depremiert, im Gegenteil ich habe dann eben bei einer anderen mein Glück versucht! Leider hatte ich immer Probleme eine körperliche Beziehung aufzubauen, meine erste richtige Beziehung hatte ich eigentlich ziemlich spät, da war ich ungefähr Mitte 20. Wenn ich jetzt an diese Zeit zurück denke habe ich es vor meiner ersten Beziehung als relativ schwierig empfunden eine Partnerin zu finden. Gerade was das Sexuelle angeht, denn platonische Freundinnen waren nie eine Schwierigkeit für mich. Ich denke es war für die Frauen, in die ich verliebt war, schwieriger war, da ich ja in einer Einrichtung gelebt habe und man da nie wirklich Zeit für sich alleine hatte. Alles wurde im Voraus geplant und wer möchte schon eine Beziehung nach Zeitplan? Eine Partnerschaft braucht Freiraum und da will man sich nicht irgendwo rein drängen lassen, das war schon auch ein großer Störfaktor. Mein Freundeskreis bezog sich auch sehr auf Menschen aus der Einrichtung, da war kein wirklich echter Kontakt zur Außenwelt. Solange ich nur bei meinen Eltern oder eben später in der Einrichtung gelebt hab, hatte ich auch keine Beziehung. Erst mit der persönlichen Assistenz hat sich das alles zum positiven gewendet, auch was Freizeitgestaltung angeht und auch mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

So lernte ich dann meine erste Freundin kennen. Zuerst haben  wir uns nur E-mails geschrieben, das wurde immer intensiverund irgendwann waren wir dann in einer Beziehung miteinander. Das klingt jetzt vielleicht ein bißchen plakativ, man schreibt, trifft sich dann und schwupps ist man in einer Beziehung, aber genau so war es! Diese Partnerschaft hatte ich dann etwa 6 Jahre lang. Als wir zusammen gekommen sind war ich 25, bei der Trennung 31.

Wir hatten eine traditionelle Beziehung, wir haben auch zusammen gewohnt, also wie bei anderen Paaren auch. Ich habe mich in dieser Zeit auch weiter entwickelt. Aber als wir uns dann getrennt hatten, habe ich an mir gezweifelt, mein Selbstbewusstsein war ziemlich niedrig zu dem Zeitpunkt.

Das Gefühl von Einsamkeit und dem Grübeln ob ich wohl jemals wieder jemanden finden werde beschäftigten mich. Ich wollte aber nicht nur da sitzen und jammern sondern wieder aktiv teilhaben, schließlich war ich Single! So beschloss ich, aktiv zu werden und Kontakte zu knüpfen, hauptsächlich im Internet über entsprechende Seiten. Ich hatte dann wirklich mit vielen Leuten Kontakt und fand die Zeit auch sehr spannend, so viele verschiedene Charaktere kennen zu lernen. Aber auch in Bezug auf mich, meine Bedürfnisse und Vorlieben, war diese Zeit sehr lehrreich. Ich war nie ein Chorknabe und hatte mehrere kurze Affairen, manche davon auch parallel. Das war eine sehr aufregende Zeit in meinem Leben und ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt.

Zwischendurch hatte ich eine 2 Jährige Beziehung die doch ziemlich chaotisch war. Meine Freundin hatte Borderline und eine Bindungsstörung.  Wir hatten eine offene Beziehung, was ja an und für sich kein Problem ist, aber in der Konstellation mit Borderline war es dann schon ziemlich heftig. Auch da habe ich sehr viel über mich selbst gelernt, auch wo meine Grenzen sind, wann es besser ist mich, auch emotional, selbst zu beschützen.

Seit ungefähr 5 Jahren bin ich mit meiner jetztigen Freundin zusammen, das ist eine wieder eher bodenständige Beziehung. Ich möchte nicht sagen das es eine normale Beziehung ist, denn normal bin ich nicht 🙂 aber doch wie bei jedem anderen auch, wir lachen wir streiten, wir haben Sex, in so fern auch traditionell. Man könnte sagen, der Kreis hat sich geschlossen, und dennoch wäre das nicht ganz richtig, denn ich bin jetzt eine andere Person als zu Beginn meiner Auseinandersetzung mit Partnerschaft und Liebe.

Aber was will ich mit diesem Beitrag überhaupt sagen? Vielleicht, was wichtig ist, um eine erfüllte Partnerschaft leben zu können.

Dahin wie mein Leben jetzt ist, bin ich vorwiegend durch die persönliche Assistenz gekommen. Nur so kann ich ein Leben führen zu können wie alle anderen auch. Das ist eine fundamentale Voraussetzung für Inklusion. Nur wenn diese Basis eines selbstbestimmten Lebens gelingt, kann auch eine erfüllte Partnerschaft gelebt werden. Und welche kulturellen Zwänge eine erfüllten Partnerschaft bei einem Leben in einer Institution entgegenstehen, habe ich ja schon ausführlich weiter oben erzählt.

Was braucht es noch? Immer noch viele Menschen ein falsches Bild, da eine Berührung oder eine Begnegnung mit einem behinderten Menschen oft Ängste außlöst. Gerade weil es vielen fremd ist mit einem solchen Mensch um zu gehen. Ich denke 90% hatten niemals Kontakt mit einem Behinderten und meiner Meinung nach sollte jeder frühmöglichst gerade diesen Kontakt haben um zu wissen, das sind ganz normale Menschen wie du und ich auch, da ist nichts wo man Angst haben müsste! Leider wird die Oberflächlichkeit und das Schönheitsideal von Plattformen wie Instagram noch gepusht. Ich will das gar nicht persé verdammen, es bietet ja auch Freiheit! Es muss aber eine Balance geben zwischen dieser Oberflächlichkeit und der Realität, wo es auch eine Vielfalt an Menschen gibt. Schnelle Befriedigung von Gelüsten ist hifreich aber auf Dauer kein Ersatz für eine echte Beziehung.

Im Gegenzug hat mir das Internet auch geholfen, gerade als ich Single war. So konnte ich einfacher und schneller in Kontakt mit Menschen treten, man hat sich da zwar oft in einer Nische bewegt, aber da findet man eben wirklich Leute die einen auch attraktiv finden, also kann das Internet durchaus ein Hilfsmittel sein.

Vielleicht hab ich in diesem etwas persönlicherem Post ein bisschen von meinen eigenen Erfahrungen weitergeben können. Am wichtigsten finde ich aber : Mut. Habt Mut, zu erforschen, eure Bedürfnisse und euer Verlangen kennen zu lernen, euren eigenen Weg zu gehen und eure eigene Schönheit zu entdecken.

Braucht die Gesellschaft Sextherapie?

Nach einiger Zeit der Pause erscheint endlich mal wieder ein neuer Blog-Post auf Kissability! Der Text entstand aus einem Interview, was im Rahmen eines Artikels in der Edition F zu “Touch Me Not“ geführt wurde. Leider sind unsere Beiträge nur zum Teil in den dortigen Artikel eingeflossen, aber ich nutze die Gelegenheit, das Original hier zu veröffentlichen 🙂

Braucht die Gesellschaft Sextherapie?

Chris: Ich finde den Begriff der Therapie in diesem Zusammenhang nicht passend, denn er weckt Assoziationen zu Defiziten die repariert werden müssten und ist negativ besetzt. Was aber wichtig ist, ist dass wir als Gesellschaft offener und toleranter gegenüber der Vielfalt der Sexualität werden, auch in ihren devianten Spielarten.

Grit: Natürliche Begegnung mit sich selbst und die Kommunikation mit meinem Partner egal auf welcher Ebene, sind für mich in der Partnerschaft immer ganz wichtig gewesen. Eine Gesellschaft, die sich das als Anspruch stellt, trägt zu mehr Mitmenschlichkeit bei.

Warum lohnt es sich seine eigene Sexualität zu erkunden?

Grit: Die eigene Spannbreite meines sexuellen Ausdrucks und meiner Erfahrung haben mir sehr viel über die Art und die Tiefe meines Wesens auch im Annehmen und der Tiefe der Verbindung zu meinem Partner gezeigt.

Chris: Die eigene körperliche Wahrnehmung gehört zum Kern jeder Persönlichkeit. Wir sind alle körperliche Wesen. Eine erfüllte Sexualität ist dementsprechend eins der Grundbedürfnisse des Menschen, so wie Essen und Sicherheit. Auf der anderen Seite ist das sexuelle Empfinden individuell sehr unterschiedlich. Also muss man erstmal seinen eigenen Körper und sein Begehren kennenlernen, um überhaupt Erfüllung erlangen zu können. Viele Menschen richten sich aber nach gesellschaftlichen Narrativen und Normen aus, statt ihre eigenen Gefühle kennenzulernen. Das führt oftmals zur Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse und damit verbunden zu Unglück und teilweise sogar Gewalt. Diese Spirale zu durchbrechen und die Möglichkeit zu erkunden, ein selbstbestimmtes und glückliches Leben auch im Bereich der Sexualität zu finden lohnt sich für jeden Menschen.

Wie definieren wir Attraktivität?

Grit: Attraktivität hat für mich immer was sehr persönliches gehabt, sie hat sich über die Zeit auch geändert. Es war für mich immer eine Suche nach einem Partner, mit dem ich intellektuell sehr verwoben bin und der ein gewisses Charisma besitzt, dass aber von guten Absichten geprägt ist. Ein Partner mit dem man sich gut austauschen kann, ist quasi schon die „dreiviertele Miete“ der Beziehung. Mit Christian empfinde ich mich in beidem verbunden, sowohl die gemeinsame Auseinandersetzung mit unserer täglichen eigenen Beziehung, als auch mit der Begegnung unserer Umgebung.

Chris: Intime Anziehung kann auf enorm vielen Facetten basieren und was man als attraktiv empfindet, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Ich stehe sicherlich auf andere Eigenschaften und Merkmale, als mein Nachbar, mein Postbote oder die Autorin dieses Textes. Unterm Strich kann man es niemals jedem Recht machen und allen gefallen. Was so ernüchternd klingt hat aber in Wahrheit etwas charmantes und positives: jeder Mensch hat nämlich auch Eigenschaften, die attraktiv sind und auf andere Menschen anziehend wirken. In dem man sich selbst kennenlernt und experimentiert, kann man diese „herausputzen“. Es mag vielleicht wie ein Cliché klingen, aber letzten Endes ist das genau der Grund, warum wahre Schönheit von innen kommt.

Es geht dabei nämlich nicht darum, seinen Körper zu verleugnen, sondern ganz im Gegenteil, ihn zu erkennen und anzunehmen.

Was haben wir über uns und andere durch den Film (Touch Me Not) gelernt?

Grit: Für mich war es ein großer Schritt, zwischen meiner ersten Begegnung mit Adina über Skype und dem Raum, wo ich mich jetzt befinde. Eine sehr großer Erfahrungsschatz an menschlicher Verbindung und Austausch, sexueller Vielfalt, eigener kommunikativer Ausdrucksmöglichkeiten und der sehr tiefen Annahme meines Wesens seitens des Publikums haben mir es ermöglicht jetzt in diesem Leben verankert zu sein. Und ich wünsche mir von Herzen, das so eine Menschlichkeit geschaffen wird, indem jeder sich selbst erfahren kann und wir die Offenheit besitzen, diese Vielfalt zu tragen.

Chris: In erster Linie war es eine super spannende und bereichernde Erfahrung, bei einem solchen experimentellen und künstlerischen Projekt beteiligt gewesen sein. Wir haben viele tolle Menschen kennengelernt und viele intensive Beziehungen geknüpft. Durch die Arbeit mit den Tagebüchern und die Reflexion mit Adina und den anderen Protagonisten konnte ich meine Haltung zu den Themen des Films tiefer herausarbeiten und festigen. Etwas sehr wichtiges habe ich aber auch durch das Publikum und die Medienöffentlichkeit gelernt, nachdem der Film bekannt wurde: Das Thema “Intimität und Körperlichkeit“ ist enorm wichtig und berührt viele Menschen in ihrem innersten Kern. Das ist für viele oftmals nicht einfach. Gerade deswegen lohnt es sich vielleicht genauer hinzuschauen.

Was ist unser Ratschlag an Leute, die ihre Sexualität befreien wollen?

Chris: Meiner Meinung nach gibt es zwei große Kräfte, die einen daran hindern, sexuelle Freiheit zu leben: zum einen ist da die Scham und die Angst, nicht gut genug zu sein und beurteilt zu werden. Zum anderen gibt es gesellschaftliche Normen und Zwänge, die es einem schwer machen, seine Bedürfnisse und Sehnsüchte offen zu zeigen. Beide Kräfte sind schwer zu überwinden, vor allen Dingen, weil sie so tief mit unserem  Unterbewusstsein eingegraben sind. Ich glaube, der erste Schritt sollte sein, die innere Scham anzuerkennen. Erst dann kann man versuchen, über sie hinauszuwachsen, wenn man das möchte.

Grit: Follow your guts! Folge dem, wonach du dich sehnst….am besten in allen Lebensbereichen. Fühle die Freiheit, die du dir erträumst. Spüre deinen Körper!

Einen fruchtbaren Austausch mit Menschen, denen man vertraut, fand ich immer wertvoll, da das die eigenen Schamgrenzen und Zwänge, die wir durch unsere Umgebung aufgebaut haben, aufbrechen kann.

Oft stellt man im Nachhinein fest, dass die Beklemmungen und Ängste gar nicht gerechtfertigt waren.

Braucht die Gesellschaft eine Sextherapie?

Im Rahmen eines Interviews zu unserem Film „Touch Me Not“ wurden Grit und mir neulich sehr interessante Fragen gestellt. Das Interview wurde nicht in voller Länge veröffentlicht, aber ich möchte die Gelegenheit nutzen, sie hier zu publizieren. Viel Spaß beim Lesen!

Braucht die Gesellschaft Sextherapie?

Chris: Ich finde den Begriff der Therapie in diesem Zusammenhang nicht passend, denn er weckt Assoziationen zu Defiziten die repariert werden müssten und ist negativ besetzt. Was aber wichtig ist, ist dass wir als Gesellschaft offener und toleranter gegenüber der Vielfalt der Sexualität werden, auch in ihren devianten Spielarten.

Grit: Natürliche Begegnung mit sich selbst und die Kommunikation mit meinem Partner egal auf welcher Ebene, sind für mich in der Partnerschaft immer ganz wichtig gewesen. Eine Gesellschaft, die sich das als Anspruch stellt, trägt zu mehr Mitmenschlichkeit bei.

Warum lohnt es sich seine eigene Sexualität zu erkunden?

Grit: Die eigene Spannbreite meines sexuellen Ausdrucks und meiner Erfahrung haben mir sehr viel über die Art und die Tiefe meines Wesens auch im Annehmen und der Tiefe der Verbindung zu meinem Partner gezeigt.

Chris: Die eigene körperliche Wahrnehmung gehört zum Kern jeder Persönlichkeit. Wir sind alle körperliche Wesen. Eine erfüllte Sexualität ist dementsprechend eins der Grundbedürfnisse des Menschen, so wie Essen und Sicherheit. Auf der anderen Seite ist das sexuelle Empfinden individuell sehr unterschiedlich. Also muss man erstmal seinen eigenen Körper und sein Begehren kennenlernen, um überhaupt Erfüllung erlangen zu können. Viele Menschen richten sich aber nach gesellschaftlichen Narrativen und Normen aus, statt ihre eigenen Gefühle kennenzulernen. Das führt oftmals zur Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse und damit verbunden zu Unglück und teilweise sogar Gewalt. Diese Spirale zu durchbrechen und die Möglichkeit zu erkunden, ein selbstbestimmtes und glückliches Leben auch im Bereich der Sexualität zu finden lohnt sich für jeden Menschen.

Wie definieren wir Attraktivität?

Grit: Attraktivität hat für mich immer was sehr persönliches gehabt, sie hat sich über die Zeit auch geändert. Es war für mich immer eine Suche nach einem Partner, mit dem ich intellektuell sehr verwoben bin und der ein gewisses Charisma besitzt, dass aber von guten Absichten geprägt ist. Ein Partner mit dem man sich gut austauschen kann, ist quasi schon die „dreiviertele Miete“ der Beziehung. Mit Christian empfinde ich mich in beidem verbunden, sowohl die gemeinsame Auseinandersetzung mit unserer täglichen eigenen Beziehung, als auch mit der Begegnung unserer Umgebung.

Chris: Intime Anziehung kann auf enorm vielen Facetten basieren und was man als attraktiv empfindet, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Ich stehe sicherlich auf andere Eigenschaften und Merkmale, als mein Nachbar, mein Postbote oder die Autorin dieses Textes. Unterm Strich kann man es niemals jedem Recht machen und allen gefallen. Was so ernüchternd klingt hat aber in Wahrheit etwas charmantes und positives: jeder Mensch hat nämlich auch Eigenschaften, die attraktiv sind und auf andere Menschen anziehend wirken. In dem man sich selbst kennenlernt und experimentiert, kann man diese „herausputzen“. Es mag vielleicht wie ein Cliché klingen, aber letzten Endes ist das genau der Grund, warum wahre Schönheit von innen kommt.
Es geht dabei nämlich nicht darum, seinen Körper zu verleugnen, sondern ganz im Gegenteil, ihn zu erkennen und anzunehmen.

Was haben wir über uns und andere durch den Film gelernt?

Grit: Für mich war es ein großer Schritt, zwischen meiner ersten Begegnung mit Adina über Skype und dem Raum, wo ich mich jetzt befinde. Eine sehr großer Erfahrungsschatz an menschlicher Verbindung und Austausch, sexueller Vielfalt, eigener kommunikativer Ausdrucksmöglichkeiten und der sehr tiefen Annahme meines Wesens seitens des Publikums haben mir es ermöglicht jetzt in diesem Leben verankert zu sein. Und ich wünsche mir von Herzen, das so eine Menschlichkeit geschaffen wird, indem jeder sich selbst erfahren kann und wir die Offenheit besitzen, diese Vielfalt zu tragen.

Chris: In erster Linie war es eine super spannende und bereichernde Erfahrung, bei einem solchen experimentellen und künstlerischen Projekt beteiligt gewesen sein. Wir haben viele tolle Menschen kennengelernt und viele intensive Beziehungen geknüpft. Durch die Arbeit mit den Tagebüchern und die Reflexion mit Adina und den anderen Protagonisten konnte ich meine Haltung zu den Themen des Films tiefer herausarbeiten und festigen. Etwas sehr wichtiges habe ich aber auch durch das Publikum und die Medienöffentlichkeit gelernt, nachdem der Film bekannt wurde: Das Thema “Intimität und Körperlichkeit“ ist enorm wichtig und berührt viele Menschen in ihrem innersten Kern. Das ist für viele oftmals nicht einfach. Gerade deswegen lohnt es sich vielleicht genauer hinzuschauen.

Was ist unser Ratschlag an Leute, die ihre Sexualität befreien wollen?

Chris: Meiner Meinung nach gibt es zwei große Kräfte, die einen daran hindern, sexuelle Freiheit zu leben: zum einen ist da die Scham und die Angst, nicht gut genug zu sein und beurteilt zu werden. Zum anderen gibt es gesellschaftliche Normen und Zwänge, die es einem schwer machen, seine Bedürfnisse und Sehnsüchte offen zu zeigen. Beide Kräfte sind schwer zu überwinden, vor allen Dingen, weil sie so tief mit unserem  Unterbewusstsein eingegraben sind. Ich glaube, der erste Schritt sollte sein, die innere Scham anzuerkennen. Erst dann kann man versuchen, über sie hinauszuwachsen, wenn man das möchte.

Grit: Follow your guts! Folge dem, wonach du dich sehnst….am besten in allen Lebensbereichen. Fühle die Freiheit, die du dir erträumst. Spüre deinen Körper!

Einen fruchtbaren Austausch mit Menschen, denen man vertraut, fand ich immer wertvoll, da das die eigenen Schamgrenzen und Zwänge, die wir durch unsere Umgebung aufgebaut haben, aufbrechen kann.

Oft stellt man im Nachhinein fest, dass die Beklemmungen und Ängste gar nicht gerechtfertigt waren.

 

Die 5 besten Arten zu kuscheln: Shane Burcaws Liebesleben im Vlog

Im Jahr 2011 begann Shane Burcaw in einem Blog auf humorvolle Weise über sein Leben mit SMA zu schreiben. Die ehrlichen und erfrischenden Geschichten fanden immer mehr Leser. Der Autor gründete daraufhin die gemeinnützige Organisation Laughing At My Nightmare (deutsch etwa: „Lachen über meinen Albtraum“), die mithilfe von Spendengeldern Equipment für Menschen mit Muskeldystrophie finanziert und eine positive Einstellung gegenüber Vielfältigkeit vermitteln will. Doch damit nicht genug: Shane Burcaw hat seine Erlebnisse bereits in mehreren Büchern veröffentlicht (u.a. „Strangers assume my girlfriend is my nurse“, deutsch etwa: „Fremde nehmen an, meine Freundin sei meine Pflegerin“). Seit Kurzem zeigt er auf Youtube Ausschnitte aus seinem Leben.

Der Vlog „Squirmy and Grubs“ konzentriert sich vor allem auf die Beziehung von Shane und Hannah. In der Kanalbeschreibung auf Youtube heißt es: „We’ve been dating for over two years, and we’ve discovered that people find our relationship to be pretty peculiar.“ (deutsch etwa: „Wir sind seit über zwei Jahren zusammen und erleben, dass Leute unsere Beziehung ziemlich merkwürdig finden.“) Grund genug für die beiden, den Zuschauern Einblicke in ihr (Liebes-) Leben zu gewähren: die 5 besten Arten zu kuscheln, gemeinsames Duschen und wie man das Beste aus gar-nicht-mal-so-barrierefreien Toiletten auf einem Europa-Trip macht. Die Offenheit, mit der die beiden diese Videos angehen, mag schon wieder eine eigene Merkwürdigkeit kreieren ;).

Die Videos sind alle auf Englisch, aber mit englischen Untertiteln fällt das Verstehen etwas leichter. Ich kann den Vlog nur allen ans Herz legen, die Beziehung und Sexualität mit Behinderung schon immer mal von einer locker-humorvollen Seite betrachten wollten! Und vielleicht gibt es ja die ein oder andere Anregung …

 

 

Gewinner des Goldenen Bären und Liebespaar: SWR-Portrait über Christian Bayerlein und Grit Uhlemann

Der SWR hat vor kurzem einen Beitrag über die Beziehung von Christian Bayerlein und Grit Uhlemann im Rahmen der Landesschau Rheinland-Pfalz gesendet. Der 5-minütige Bericht geht erfrischend unvoreingenommen mit dem Thema Liebe und Sexualität zwischen einem behinderten und einem nicht-behinderten Partner um.

Während vergleichbare Beiträge über behinderte Menschen und ihr Umfeld ja häufig tief in die Kiste der üblichen stereotypen Annahmen und Formulierungen („Protagonist A leidet unter Behinderung X und ist an den Rollstuhl gefesselt“) greifen, werden diese hier nicht nur vermieden, sondern auch gleich von Christian thematisiert. Dass er nicht leide, könne man ja schnell bemerken. Auch seine Freundin Grit bekräftigt das später. Christians Lebendigkeit und lebensfrohes Gemüt spielen die Hauptrolle, die Behinderung steht eher im Hintergrund.

Auch sonst ist kaum die Rede von dem, was aufgrund der Behinderung nicht geht. Relativ schnell wird stattdessen klargestellt, dass dies nicht bloß ein weiterer Beitrag auf der Inspirationsschiene ist. Der eigentlich Grund für den Bericht ist nämlich der jüngste Erfolg des Films „Touch me not“, der auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde und in dem Christian und Grit als Schauspieler zu sehen sind. Der Film beschäftigt sich mit Intimität, Sexualität, u.a. im Kontext von Behinderung.

Klar, dass da ganz praktische Fragen abseits der Leinwand und künstlerischen Umsetzung auftauchen. Wie sieht so eine Beziehung aus? Wie funktioniert das Sexualleben mit einem behinderten Partner? Und genau dort zeigt sich für mich eine weitere Besonderheit des SWR-Berichts. Er kehrt nicht ungefragt alle Zweifel unter den Teppich, sondern lässt Grit und Christian auch Bedenken äußern. Dass diese im nächsten Schritt mit Liebe und Kreativität überwunden werden können, müsste am Ende gar nicht mehr gesagt werden, wird es aber dennoch. Diese Botschaft dürfte also angekommen sein.

Genauso wie die Botschaft, dass das Außergewöhnliche an der Beziehung ja eher der Goldene Bär ist und nicht Christians Behinderung. Zum Schluss wird der Begriff der „Normalität“ vielleicht doch noch etwas überstrapaziert. Für viele mag eine Liebesbeziehung zu einem behinderten Partner nicht unmittelbar vorstellbar sein. Das Schlagwort des „besonderen, normalen Liebespaars“ erscheint dann dennoch eher gezwungen und einige Male zu oft betont.

Nichtsdestotrotz können sich Berichterstattungen über Menschen mit Behinderung an diesem Bericht ein Beispiel nehmen. Der Spruch „Vorbild sein, ohne den schweren Weg zu verschweigen“ kommt mir besonders im zweiten Teil in den Sinn. Schön, dass der SWR mutig genug ist, sich des Themas anzunehmen! Und schön, dass es Menschen gibt, die dafür Einblicke in ihr Leben geben und so hoffentlich auf lange Sicht mit Vorurteilen und stereotypen Vorstellungen aufräumen.

Interviews zu Behinderung und sexuellen Vorlieben

Nachdem es in den letzten Monaten um kissability ziemlich ruhig geworden ist, möchte ich einige aktuelle Links und Informationen zum Anlass nehmen, dem Blog auch thematisch wieder etwas Leben einzuhauchen.

Vor vier Jahren gab es hier die Interviewserie „Frag eine Devotine“ (Teil 1, 2, 3 und 4) mit einigen der ersten öffentlichen deutschsprachigen Interviews zum Thema Devotees bzw. Amelotatismus. Obwohl das Phänomen der sexuellen Vorliebe für Menschen mit Behinderung ja eher eine Randerscheinung ist, sind die Diskussionen zum Thema meist von sehr gespaltenen Meinungen geprägt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass einige Diskussionsteilnehmer schon Erfahrungen mit Devotees gemacht haben, die nicht in allen Fällen positiv verliefen. Andere hingegen sehen die Vorliebe gleichgestellt zu sonstigen sexuellen Interessen oder freuen sich über Kontakte zu Devotees.

In den vergangenen Monaten sind zwei Interviews zum Thema erschienen, in denen Devotinen zu Wort kommen und mit teilweise heiklen Fragen konfrontiert werden. Alle, die sich schon immer mal ausführlicher damit beschäftigen wollten, finden dort einen guten Ansatzpunkt.

Der br hat die Devotine Marie und ihren querschnittsgelähmten Freund interviewt. Veröffentlicht wurden dazu das gekürzte Interview in schriftlicher Form und ein ausführlicher Podcast, in dem es vor allem in der ersten Hälfte auch Gespräche über Sexualität, Beziehungen und Behinderung allgemein gibt.

Podcast über Sex mit Behinderung und Interview mit Marie:
https://www.br.de/puls/programm/puls-radio/im-namen-der-hose-sex-mit-behinderung100.html

Interview mit Marie (gekürzt) zum Nachlesen:
https://www.br.de/puls/themen/leben/querschnittlaehmung-behinderung-sex-devotees-100.html

Ein weiteres Interview zum Thema haben Udo und Gerald von Normalo TV im Dezember mit mir, Anna, geführt. Dabei geht es u.a. um die gesellschaftliche Wahrnehmung und Akzeptanz von Beziehungen mit einem behinderten Partner und das Coming-Out als Devotine.

Interview von Normalo TV mit Anna:

Solche Berichterstattungen lassen aufgrund der strittigen Thematik ja viel Raum zu Meinungsäußerungen. In einem zukünftigen Blogeintrag würde ich gern auf einige der häufigsten Bedenken und Reaktionen eingehen und auch über die vielen negativen Beispiele sprechen, die in den beiden hier gezeigten Interviews keine Erwähnung finden. Dafür freue ich mich über Fragen und Meinungen in den Kommentaren!