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Thesen und Dialog zu Sex und Behinderung

Ich war im Oktober 2015 als Referent eingeladen, über das Thema Sexualität und Behinderung zu sprechen. Bei der Veranstaltung führten wir eine offene Diskussion in kleiner Runde. Dieser Post zeigt schlaglichtartige Ausschnitte der Gespräche, bei Themen und Thesen, die mir besonders interessant oder wichtig erscheinen. Sie wurden aus Gründen der Besseren Lesbarkeit überarbeitet und neu zusammen gewebt. Zur Wahrung der Anonymität habe ich die Namen geändert.

Wir kamen relativ schnell auf das Thema “Mythen und Vorurteile”, was ich hier als erstes beleuchten möchte.

Julia Ich wurde mal im Internat mal bloßgestellt. Mein damaliger Freund, der auch selbst ein Handicap hatte, nur nicht so stark wie ich, der konnte mich eigentlich ganz normal unterstützen. Aber andere Mädels haben gesagt „Aber was willste denn mit der? Die kann sich ja noch nicht mal selber den Hintern abwischen.“ Und dann war die Beziehung passé. „Die nutzt dich ja nur aus und schikaniert dich rum.“ Weil ich halt gewisse Dinge nicht alleine kann.

David: Ich muss über diese Situation lachen, weil ich ganz klar sag, das ist der Neid. Ich kenne das auch selbst. Ich bin ja hoch aktiv, ich bin zwar hochgradig gelähmt, aber ich gehe auch in Diskos und das ist genau der Punkt, wo ich schon so oft erlebt habe, auf der Tanzfläche beobachtet zu werden. Wenn ich da mit Frauen tanze,  flirte, oder mich mit denen unterhalte, wie auch immer. Da bekommt man Blicke zugeworfen, so „Was will die denn von dem behinderten Idioten?“ In der Anfangszeit hat es mich auch gestört, da ich natürlich auch auffalle. Meine Reaktionen waren damals entsprechend. „Was willst‘n du Idiot? Hast du nichts Besseres zu tun als mir da gerade blöd zuzugucken?“ Heute denke ich „Scheiß drauf.“ Und dann lache ich. „Wollen sie vielleicht zuschauen? Kommen sie her!“

Christian: Ich glaube, dass ist auch wirklich teilweise ein Problem. Ich meine, uns Behinderten ist es klar und wir können auch mittlerweile ganz gut damit umgehen, einfach aus der Erfahrung heraus, aber gerade für die Anderen, für die Partner, ist es schon teilweise schwierig, den Rechtfertigungsdruck auszuhalten. Ich glaube, das ist manchmal schon belastend für eine Beziehung.

Bernd: Ich glaube nicht, dass es spezifisch nur bei Behinderten so ist. Vielleicht wird es so empfunden. Aber ich glaube, Das geht auch anderen so.

David: Aber bei uns augenscheinlich einfacher einen einfachen Haken zu finden nach dem Motto „Was willst’n du mit sowas Behinderten?“

Christian: Meiner Meinung nach ist es aber nicht nur Neid, denn das Unverständnis kommt ja auch oft von Leuten, die gar keinen Grund zum Neid haben, z.B. bei Eltern. Ich habe beispielsweise bei meiner ersten Freundin die Erfahrung gemacht, dass die Eltern mich nie akzeptierten. Die haben es immer so dargestellt, als wäre ich ein guter Freund, was mich verletzte. Das war kein Neid, weil ich ja kein Konkurrenzverhältnis zu den Eltern hatte. Es war einfach nur Unverständnis und eine falsche Einschätzung, aufgrund von Mythen, Unwissenheit und Ähnlichem.

David Die Ausgrenzung, ja. Das geht so weit „Was denkt denn mein Umfeld darüber?“, das stimmt schon. Und falsche Vorstellungen gibt es häufig. Ich bin oft bei Seminaren, wo ich über das Thema Sexualität und Behinderung spreche. Da glaubt man mir oft nicht, dass ich trotz meines kompletten Querschnitts noch Kinder kriegen kann. Viele Menschen fragen sich “Kann der überhaupt Sex haben, wie funktioniert das überhaupt bei dem?” Außerdem verbreitet ist auch das Denken in der Gesellschaft „Wenn der ihr ein Kind macht oder sie nen Kind macht, da kommt bestimmt ein Rollstuhlkind bei raus.“

Julia: Der kleine Rollstuhl kommt gleich mit.

David: Spaß beiseite. Das Denken ist verbreitet: “Wenn behinderte Menschen Sexualität leben und die Frau wird schwanger, dann gibt’s auch gleich nen behindertes Kind und das können wir in der Gesellschaft ja gar nicht brauchen. Wir haben ja genügend behinderte Menschen, die ja so wie so nur ne Belastung für uns sind”

Julia: Ja, aber der Mythos, dass behinderte Menschen keinen Sex haben könnten erstreckt sich ja durchaus auch auf die Frau. Aber warum sollte die Frau nicht können können? Es sei denn jemand hätte Bedenken was kaputt zu machen oder so. Aber als behinderte Frau wirste dennuch gefragt „Könntest du überhaupt?“ Himmel, warum soll ich nicht können?

Christian: Ich glaube das ist relativ geschlechtsunabhängig. Vielleicht ist es als Frau noch schwieriger, weil als Frau noch höhere Schönheitsideale angelegt werden als an einen Mann.

David: Was das angeht, hatte ich heute Morgen erst eine Diskussion gehabt, was an Geld in der plastischen Chirurgie steckt, weil einfach ein Gesundheitsideal oder Schönheitsideal in der Gesellschaft suggeriert wird „Du brauchst Doppel D Oberweite, du brauchst genau eine Westentaille, dieses, jenes – und ess muss genau exakt symmetrisch sein.”

Christian: Und auch Selbstoptimierung. Immer mehr Leistung.

David: Dabei sind solche Ideale ein gesellschaftlich-kulturelles Phänomen: beleibte Menschen waren früher Sexsymbol. Weil sie einfach als Reichtum galten, als wohlhabend. Deswegen waren die damals attraktiv.

Christian: Was ideale angeht, hängt meiner Erfahrung nach die Hemmung, eine Partnerschaft mit einem behinderten Menschen einzugehen, oft damit zusammen, dass man eine zu hohe Erwartung an Partnerschaft allgemein hat. Das Bild ist, dass man bis ans Lebensende mit jemanden zusammen bleiben will und nur mit diesem einen Menschen. Dann kommt vielleicht zuerst der Gedanke „Oh, mit dem Behinderten – will ich das? Nee, das vielleicht dann doch nicht.“ Viele haben Angst vor dieser gesellschaftlich geprägten Bild, dass es „Der jetzt sein muss.“  Aber wenn man erst mal den Druck raus nimmt und ein bisschen offener bleibt, kann man  Möglichkeiten schaffen, um die Beziehung erst mal zu entwickeln. Man sollte Partnerschaft so gestalten, dass sie harmonisch ist und es machbar erscheint.

Außerdem sind Selbstbewusstsein und eine positive Selbstwahrnehmung für Partnerschatün und ein erfülltes Sexualleben ganz wichtig. Das ist es ein Punkt, wo Sexualbegleitung über einen gewissen Punkt hinweg helfen kann – zum Beispiel, dass man sich selber auch wieder attraktiv fühlt. Für mich persönlich hat es eben den absoluten Klick gegeben, als ich mich mit dem Thema Devotees beziehungsweise Amelos beschäftigt habe. Also, Leute, die Behinderung als sexuelle Neigung haben und dies Anziehend finden. In dem Zusammenhang habe ich das erste Mal erlebt, dass es ein ganz anderes Bild gibt, was wir Behinderte bei denen haben. Ich als attraktive Person. Eben wie manche Leute auf Rothaarige oder große Brüste stehen oder was weiß ich, stehen die eben auf Behinderte. Und da habe ich so zu sagen einen Marktvorteil. Das zu spüren hat mit mir und meinem persönlichen Selbstbewusstsein ganz viel gemacht. Natürlich kann man überlegen, dass wenn es extrem wird, dass man dann vielleicht nur als Sexualobjekt gesehen werden könnte; aber bei den Devotinen, die ich kennengelernt habe ist es definitiv nicht so. Die sehen mich als Ganzes an, in meiner kompletten Persönlichkeit.

David: Das sehe ich auch so: bewusst die Person sehen, nicht den Fetisch. Aber gilt auch bei “Normalen”: Ich muss die Person sehen, nicht nur Titten oder das Becken, weil es gebärfreudig ist, sondern mit ihr zusammen einen Weg gehen wollen. Dazu gehört natürlich auch das Zwischenmenschliche – genauso wie die Sexualität.

Christian: Natürlich. Wichtig ist dabei auch, dass jeder sich mit sich selber und seinen Bedürfnissen auseinander setzen sollte: Zu erforschen, was will ich denn, was ist mir wichtig? Und nicht zum Beispiel Monogam ist, oder was auch immer, nur weil das gesellschaftliche Forderung oder kulturelle Norm ist. Das ist glaube ich was, wo ganz viele Leute einfach das machen, was jeder macht. Und ich glaube gerade wir behinderten Menschen haben den Vorteil, dass wir so wie so sehr stark über unsere Bedürfnisse nachdenken und reflektieren müssen und wir das eben gewöhnt sind.

David: Ich sage es ganz krass: Ich glaube etwas Besseres hätte mir nicht passieren können, als im Rollstuhl zu landen. Weil ich habe so einen anderen Blick auf viele Sachen, was Sexualität, was das Leben betrifft. Diese Erfahrung habe ich gewonnen. Ich muss andere Werte leben, ich muss mich ganz anders mit vielen Dingen auseinandersetzen. Deswegen finde ich einfach das Leben schön.

Bernd: Du hast es aber nicht immer so gesehen?

David: Ich bin relativ schnell dazu gekommen. Schon in der Rehaklinik hat die Stationsärztin mich zum Psychologen geschickt, weil sie es ganz komisch fand, dass ich schon nach einem halben, dreiviertel Jahr so gut drauf war: „Da stimmt irgendwas nicht.“ Man muss dazu sagen, ich hab eine bewegtes Leben hinter mir und ich war ein kleiner Gefahrenjunkie. Natürlich gab es nach meinem Unfall immer mal wieder so Phasen, die scheiße waren; gerade wo sich meine Exfrau andertalb Jahre nach dem Unfall von mir getrennt hat. Aber ich konnte mich da ganz gut fangen. Ich lege sehr großen Wert auf meine Selbstständigkeit.

Christian: Aber ist doch gut, dass du da so schnell wieder raus gekommen bist. Und deine Frau hat sich – wenn ich so dreist fragen darf – wegen der Behinderung dann nach dem Unfall getrennt?

David: Ja. Sie hat es zwar immer erklärt damit, ich hättemich so stark geändert, aber sie auch mal bisschen durch die Blume gesagt „Ich kann mir das eigentlich nicht so richtig vorstellen, nur Lecken und Ficken.“

Christian: Auch schade, oder? Das ist aber auch etwas, was weit verbreitet ist und wo auch noch viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden müsste. Eben, dass Sexualität nicht nur Möse und Schwanz bedeutet, sondern den ganzen Körper und dass da die Leute nicht so auf das eine Körperteile fixiert sind.

David: 95% der Frauen und 98% der Männer sind einfach nur blöd, weil sie genau im Großen und Ganzen das denken. Vor dem Unfall hat sich auch bei mir vieles darauf einfach fixiert. Jetzt hat sich das geändert Und ich frage hin und wieder in den Seminaren „Was ist Sex? Was ist das überhaupt? Was ist Sex? Wo fängt‘s an, wo hört‘s auf?“ Die Antworten sind ganz interessant: Die einen sagen „Das ist das Geschlecht, das weißt du doch, Geschlechtsverkehr.“ Ich entgegne dann: “Schon mal feuchte Träume gehabt? Mit Sicherheit oder? War da ein Partner oder eine Partnerin neben dran und hat da irgendetwas gemacht? Ist das kein Sex?” Sex ist nur eine Kopfsache und der Körper ist nur ein Werkzeug dazu.

Doppelbett mit Liebesbrücke

In autobiographischen Buch schreibt Aline Engels (*) über ihre Beziehung zu einem Mann mit Behinderung. Meine Freundin und ich haben es gelesen und haben uns an einigen Stellen wiedererkannt. Das Buch ist amüsant und interessant und man bekommt schnell einen Bezug zur Lebenswelt der Protagonisten. Auch die üblichen Probleme in einer solchen Konstellation sind gut dargestellt. Wem allerdings das Genre „Liebesroman“ absolut nicht zusagt, der wird sich auch mit dieser Geschichte nicht 100 % anfreunden können, am Ende ist es halt eine Liebesgeschichte, auch wenn die Umstände für Romane neu sind. Ich finde aber, das ist auch gut so, denn es zeigt die Normalität von Beziehung, auch wenn ein Partner behindert ist.

Ich hatte die Gelegenheit Aline Engels und ihren Mann Tim Erdmann zu ihrem Buch zu interviewen.

Aline, du schreibst in deinem Buch „Doppelbett mit Liebesbrücke“ über deine Beziehung zu einem behinderten Mann. Sag doch mal kurz in eigenen Worten, warum es in dem Buch genau geht.

Das Buch ist eine Biografie. Es geht um das Kennenlernen, Liebenlernen, die Beziehung zu meinem schwerbehinderten Mann, der rund um die Uhr auf Assistenz angewiesen ist, und die Besonderheiten in unserem gemeinsamen Leben mit Assistenz. Klicken Sie auf den Link, um weitere Informationen zu diesem zu entdecken.

Wie bist du denn auf die Idee gekommen, ein solches Buch zu schreiben? Was war deine Motivation und wen möchtest du damit erreichen?

Die Liebe zu meinem Mann ist wie eine Naturgewalt. Ich bin ein nüchtern denkender Mensch, der sein Leben komplett durchgeplant und durchstrukturiert hat. Und auf einmal hat dieser Mann mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Als nicht-behinderte Frau hatte ich eine Menge Fragen, die mir kein Wikipedia oder Google beantworten konnte. Ich wusste auch nicht, wen ich hätte fragen können.

Mir hat die Beziehung von Fridl und Franzi Mut gemacht. Auf Fridls Homepage fand ich ein paar Antworten auf meine Fragen. Die Filme von den beiden machten mir Mut. Ich war dennoch sehr unsicher und hatte große Ängste.

Die Beziehung zu meinem Mann ist für mich so wahnsinnig bereichernd, dass ich mir dachte, dass es auch für andere möglich sein muss. Und wenn sich wieder ein Nicht-Behinderter in einen schwerbehinderten Partner verlieben sollte, so soll mein Buch und unsere Geschichte einfach Mut machen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.

Mir ist aufgefallen, dass eigentlich alle in deinem Umfeld, die du im Buch beschreibst sehr positiv auf eure Beziehung reagiert haben. Gab es auch negative Stimmen? Wenn ja, wie seid Ihr damit umgegangen?

Es gab wirklich ausschließlich positive Reaktionen in unserem Bekannten- und Freundesumfeld. Einige in meinem Bekanntenkreis reagierten erst etwas unsicher, aber Tim konnte immer sofort diese Unsicherheit nehmen. Er ist ein sehr offener Mensch, der seine Behinderung zu 100 Prozent akzeptiert hat. Das macht es für andere leicht im Umgang mit ihm.

Ein Assistent von Tim hat zuerst sehr unsicher und eher zurückhaltend auf unsere Beziehung reagiert. Das war unseres Erachtens aber eher aus dem Gefühl des Machtverlustes heraus. Im Kapitel Supervision gehe ich näher darauf ein. Tim konnte auch nicht mit ihm darüber sprechen, weil er immer behauptete, es gäbe kein Problem.

Einmal saßen wir in einer Strandbar an der Nordsee und ich küsste Tim, so wie immer. Tim sagte mir später, dass das Pärchen am Nachbartisch komisch geguckt hätte. Mir ist es nicht aufgefallen, wahrscheinlich fehlt mir dafür einfach der Wahrnehmungsfilter. Mich interessieren fremde Leute nicht; unsere Freunde und Bekannte haben einfach super offen reagiert. Es ist auch das einzige Mal gewesen, dass Leute komisch geguckt haben.

Meine Eltern haben eher distanziert auf die neue Beziehung von mir reagiert, das hatte aber nichts mit Tims Behinderung zu tun (von der wussten sie ja lange nichts), sondern einfach aus Sorge um mich. Ich bin als junger Mensch sehr übel auf einen Mann hereingefallen und diese Sorge haben meine Eltern halt immer noch, dass mir das nochmal passieren könnte.

Manche Leute, die uns nicht näher kennen, könnten ja der Meinung sein, dass sich nur Nicht-Behinderte mit Helferkomplex auf einen schwerbehinderten Menschen einlassen können. Aber wer Tim und mich kennt, der weiß, dass dieser Gedanke bei uns völlig absurd ist. Ich habe keinen Helferkomplex (bzw. mein kleiner Helferkomplex ist sehr gut reflektiert) und Tim hätte sich niemals auf eine Partnerin mit Helferkomplex eingelassen.

Tim, es hat ja ziemlich lange dauert, bis ihr zusammen wart. Aline meint zumindest, dass du sie lange hast zappen lassen. Als Grund schreibt Aline von einer Mauer, in die du zum Selbstschutz um dich herum errichtet hast. Oftmalige Enttäuschung kennen viele behinderte Menschen und oft ist auch das Selbstbewusstsein nicht besonders stark. Was würdest du anderen behinderten Menschen raten, nachdem du die Erfahrung mit Aline machen konntest?

Sicherlich tut jeder Korb, den man bekommt, sehr weh, aber die Chance nicht wahrzunehmen, den – aus meiner Sicht – einzigen Menschen zu finden, welcher perfekt zu einem passt, wäre die größte Dummheit des Lebens. Eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht, ob die Beziehung hält und ob es wirklich der richtige Partner sein wird. Ich kann nur jedem Menschen mit Behinderung raten, auf sein Bauchgefühl zu hören, wenn die Schmetterlinge fröhlich flattern und man es wirklich ernst meint, sich auf das „Abenteuer Liebe“ einzulassen! Es ist ein unbeschreibliches Glück in einer bedingungslosen und gleichberechtigten Partnerschaft leben zu können und rechtfertigt auch das Risiko eines sicherlich schmerzhaften Scheiterns! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Habt den Mut Wege zu beschreiten, welche Ihr nie gehen wolltet, weil Ihr Angst habt vor der Ungewissheit und der Enttäuschung. Ehrliche Liebe, Vertrauen und Zuversicht machen es einem leicht, diese Ängste zu überwinden!

In deinem Buch gibt es einige Menschen, die neben euch beiden eine Rolle spielen, zum Beispiel Tims Assistenten. Was halten die davon? Erkennen sie sich wieder? Gab es Bedenken?

Tims Assistenten haben – bis auf einen – alle positiv reagiert. Sie haben sich ehrlich für uns gefreut. Kleine Irritationen traten eher unbewusst auf. Siehe Kapitel Supervision. Unterschwellig hatten einige wohl Angst um ihren Job, Tim hat sie nicht mehr in seine kleinen Geheimnisse eingeweiht. Er hat sich dann auch mehr abgegrenzt. Zu manchen Assistenten war das Verhältnis vorher vielleicht zu eng – nun ist es gesund distanziert.

Die Assistenten wissen übrigens noch nichts von dem Buch. Bin gespannt, wann es der erste herausfindet 😉 Ich tippe auf Robin.

Es haben inzwischen einige Assistentenwechsel stattgefunden. Von den „alten Vor-Aline-Assistenten“ gibt es leider nur noch zwei im Team. Die anderen sind aus verschiedensten Gründen ausgeschieden: Krankheit, Studium fertig, berufliche Veränderung usw.  Das ist ein Job, den man wahrscheinlich nicht bis ins hohe Alter machen kann.

Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Assistenten, auch zu den Ex-Assis, bis eben auf den einen Ex-Assi, der von Anfang an ein Problem damit hatte, dass eine Frau in Tims Leben kam.

Das Buch endet kurz nach eurer Hochzeit. Erzähl doch mal noch ein bisschen, was es seitdem neues gibt, welche Ereignisse sich seitdem noch ergeben haben.

Nach der Hochzeit habe ich versucht, mein Eheversprechen einzuhalten und weniger zu arbeiten. (Es ist mir noch nicht so ganz gelungen)

Ich habe daher meine Firmen so umstrukturiert, dass sie nach Möglichkeit auch ohne mich funktionieren.

Auch Tim möchte nicht sein Leben lang arbeiten müssen. Er wird zwar sein Leben lang Chef sein, aber so organisatorische und administrative Abläufe haben wir in einen Verein ausgelagert. Die Dienstpläne, die Stundenzettel, die Über- und Unterstundenberechnung oder Urlaubsberechnung macht nun das Sekretariat des Vereins für ihn.

Da es in unseren Firmen allerdings sehr „menschelt“, wird es wahrscheinlich nicht möglich sein, sich völlig aus dem Tagesgeschäft herauszuziehen. Wir planen die Einstellung eines Geschäftsführers, der unsere Aufgaben übernehmen kann, aber dafür die richtige Person mit dem richtigen Hintergrundwissen zu finden, ist schwierig.

Wir machen regelmäßig, ungefähr zweimal im Jahr, Urlaub. Wie im Buch beschrieben, fahren wir einmal nach Italien, Nähe Venedig, und einmal an die Ostsee.

Fridls plötzlicher Tod hat uns sehr getroffen und er fehlt uns total. Die Freundschaft zu Fridl und Franzi war sehr intensiv und wir hatten so viele Gemeinsamkeiten. Es tut uns weh, zu sehen, wie sehr Franzi immer noch leidet und trauert. Die „Münchener Truppe“ und unsere gemeinsamen Urlaube in Italien sind nicht mehr so wie früher. Fridl fehlt ganz einfach. Ich finde es schade, dass er das Buch nicht mehr lesen konnte. Er starb, als der Roh-Entwurf fertig war.

Ich glaube und hoffe, es hätte ihm gefallen. Ich hatte ihn bei einem unserer letzten Chats noch nach kreativen Schimpfwörtern für Tim gefragt und fast alle sind in dem Buch verarbeitet. Es tröstet uns, dass Fridl so intensiv gelebt hat und glücklich und ohne Schmerzen einfach eingeschlafen ist.

In der Zeit, in der das Buch spielt, seid Ihr wirklich sehr verliebt ineinander. Mir persönlich ist das Buch deswegen vielleicht ein bisschen zu rosarot. Gab es auch Momente des Frusts oder Streit und wie geht ihr damit um?

Wie bereits oben erwähnt, bin ich ein nüchtern denkender Mensch, der gerne plant und organisiert. Dass ich ein so gefühlsbetontes Buch überhaupt schreiben konnte, verwundert daher so manchen eingeweihten Bekannten, der das Buch gelesen hat. Wir sind nach wie vor genauso verliebt ineinander und zeigen es auch. Uns ist das auch nicht peinlich, sondern es ist eben genau so, wie wir es fühlen. Die Assistenten ziehen uns heute noch auf, dass wir uns wie verliebte Teenager verhalten.

Und was heißt schon „zu rosarot“? Ein Leser hat geschrieben, es wäre ihm an der einen oder anderen Stelle zu schnulzig. Mag sein, ich bin halt Tims größter Fan und komme leicht ins Schwärmen, wenn ich über ihn schreibe. Es ist eben eine Biografie, die Szenen sind echt und ich habe es eben genau so empfunden. Tim sagt selbst manchmal, ich hätte eine rosarote Brille auf, aber ich finde, wenn man einen Menschen so sehr liebt, dann darf das auch so sein.

Tim fragt zum Beispiel: „Wie sehe ich aus? Muss ich mich rasieren oder umziehen?“ Und ich singe: „Du siehst suuuuper aus!“ Strahle ihn an und tanze um ihn herum. Er verdreht dann gespielt übertrieben die Augen und fragt lieber seinen Assistenten um Rat. 😀

Frust und Streit gab es niemals zwischen uns, wir harmonieren total. Meinungsverschiedenheiten kommen vor, sind aber selten. Wir sprechen darüber, aber wir müssen ja nicht zwingend immer einer Meinung sein. Wir haben auch einen ähnlichen Humor. Es ist eine in jeder Hinsicht sehr erwachsene und harmonische Beziehung.

Du schreibst, eines der größten Hindernisse für die Liebe ist die deutsche Gesetzgebung in Bezug auf Assistenz. Was würdet ihr euch in dieser Richtung wünschen?

Natürlich wünschen wir uns, dass die Teilhabeleistungen (Assistenzleistungen für Tim) nicht an die Sozialhilfe gekoppelt sind und bald einkommens- und vermögensunabhängig gewährt werden. Tim behauptet jedoch, das dauert bestimmt noch 20 Jahre. Das hätte damals mit dem Arbeitgebermodell genauso lange gedauert.

So bleibt uns, wie vielen anderen auch, keine andere Möglichkeit, als mit der Situation zu leben und irgendwie das Beste daraus zu machen. Wir sind in dieser Hinsicht auch sehr kreativ, beraten auch andere Paare in ähnlicher Situation, aber es ist ein blödes Gefühl, immer tricksen und aufpassen zu müssen.

Tim und ich, wir werden nicht vor Gericht oder in der Öffentlichkeit für eine Änderung der Gesetzgebung kämpfen, aber wir sind froh und dankbar, dass es andere tun. Tim hatte seine Zeit, in der er behindertenpolitisch sehr aktiv war; jetzt möchte er einfach nicht mehr kämpfen. Wir wollen jetzt die Zeit miteinander genießen.

Vielen Dank euch Beiden für das Interview und noch ganz viel Romantik und gemeinsame, schöne Erlebnisse!

Das Buch „Doppelbett mit Liebesbrücke“ gibt es im Buchhandel oder bei Amazon als Kindle-Edition.

(*) Alle Namen und Orte, die im Buch vorkommen, sind geändert.

Kampagne „Yo me masturbo“ („Ich masturbiere“)

Ohne Unterstützung gehört mein Körper nicht mir. Sexuelle Hilfe ist ein Recht.

Viele Menschen mit Behinderungen brauchen die Hilfe einer anderen Person, persönliche Assistenz, bei der Erledigung vonrtäglichen Aktivitäten (Hygiene, Aufstehen, zu Bett gehen …). Wenn der Bereich der Sexualität betroffen ist, spricht man von sexuller Assistenz. Über beides bestimmt die unterstützte Person selbst und beides ist ein Grundrecht.

Die Kampagne zeigt sexuelle Assistenz für Menschen mit Behinderungen als Unterstützung für den sexuellen Zugang zum eigenen Körper. Dieser Zugang ermöglicht es, zu erforschen, zu masturbieren oder Sex mit anderen Menschen, die nicht sexuelle Assistent sind, zu haben. Es gibt zwei 40-Sekunden-Videos mit dem Titel „Yo me masturbo“ („Ich masturbiere“).

In den beiden Videos werden Menschen gezeigt, die sich offen dazu bekennen, zu mastubieren, weil sie dadurch zum Beispiel ein besseres Körpergefühl oder mehr Lebensfreude erhalten. Als Kontrast dazu sagt ein behinderter Mensch jeweils am Ende des Films, dass er nicht mastubiert, weil er beziehungsweise sie das ohne Hilfe nicht kann.

Die Kampagne soll sowohl auf den neuen Film “Vivir y otras ficciones” („Leben und andere Fiktionen) des spanischen Filmemachers Jo Sol aufmerksam machen. Dieser ist gerade in Produktion und soll 2016 erscheinen. Eines der Themen des Films ist sexuelle Assistenz.

Ja, Menschen mit Behinderung haben Sex…und vielleicht sollten wir drüber sprechen

Die britische Nachrichtenagentur BBC ist schon lange sehr aktiv in der Berichterstattung rund um das Thema „Behinderung“. Es gibt eine eigene Radioshow mit Podcast zum Download und einem Blog unter dem Titel „Ouch BBC“. Kürzlich gab es einen Bericht zum Thema Sex und Menschen mit Behinderung, den wir hier kurz auf Deutsch zusammenfassen werden. Allen, die der englischen Sprache halbwegs mächtig sind, empfehlen wir alles rund um „Ouch“ – wirklich gut gemacht, von Menschen mit Behinderung – witzig und informativ zugleich!

Ja…Menschen mit Behinderung haben Sex

Darin berichtet unter anderem der 19-jährige Jack über seine Erfahrungen. Er hat eine Hemiplegie, also eine halbseitige Lähmung. Wenn er in Online-Portalen Menschen kennenlernt und seine Behinderung erwähnt brechen einige den Kontakt zu ihm ab, manchmal sogar mit negativen Kommentaren wie „das ist ja eklig“. Er kann darüber meistens lachen, denn, so sagt er selbst: „Ich habe mir eine dicke Haut zugelegt – so bin ich.“

Die 24-jährige Holly (Cerebralparese und Sklerose) sucht ebenfalls nach einem Partner in Online-Börsen. Sie macht die Erfahrung, dass ganz viele Menschen sie nach ihrem Sexleben fragen, oder einfach annehmen, sie wäre sowieso Jungfrau. Von den Menschen die sie kennenlernt behandeln manche ihre Behinderung als Tabu und vermeiden das Thema, nur wenige sprechen mit ihr wie mit einer ganz „normalen“ Person. Viele Menschen machen sich Sorgen, sie könnten Holly beim Sex verletzen oder ihr weh tun, aber das ist nicht der Fall. „Du kannst auch mit Behinderung ganz normal Sex haben“, sagt sie.

Neue Kampagne „End the awkward“ – „Beende die Unsicherheit“

Neue Forschungsergebnisse des Projekts „Scope“ zeigen, dass nur etwa einer von zehn Nichtbehinderten schon einmal ein Date oder eine Beziehung mit einem Menschen mit Behinderung hatte. In ihrem neuen Projekt „End the awkward“ (das heißt soviel wie: Beende die Unsicherheit) versuchen Sie Nichtbehinderten den Umgang mit Menschen mit Behinderung zu erleichtern.

Aber kommen wir nochmal zurück zu Jack. Er hat gerade eine neue Beziehung begonnen und sagt, er fühle sich sehr selbstbewusst und hat keine Probleme, Leute anzusprechen wenn er ausgeht. Seine jetzige Freundin hat er ebenfalls beim Ausgehen kennengelernt. Obwohl der Großteil seiner Erfahrungen positiv ist, hat er auch schon viele negative Kommentare und Bemerkungen hören müssen.

Die Kampagne „End the awkward“ versucht, Nichtbehinderte offener zu machen, auf Menschen mit Behinderung zuzugehen. Ihre Befragung von etwa 2.000 Personen hatte ergeben, dass mehr als die Hälfte der 18- bis 35-Jährigen noch nie ein Gespräch mit einem Menschen mit Behinderung angefangen haben. Drei Viertel der Befragten haben noch nie einen Behinderten zu einem gesellschaftlichen Anlass eingeladen.

Jack sagt, er geht gerne aus. Aber Holly macht eher frustrierende Erfahrungen: „Wenn Du in Clubs und Bars gehst, versuchen die Leute entweder, dich mit ihren behinderten Freunden zu verkuppeln, oder sie sind betrunken und wollen einmal mit dir schlafen, damit sich dich von ihrer Liste streichen können. Auch wenn es frustrierend ist, du musst einfach weitermachen, weiter suchen, oder? Da draussen gibt es für jeden jemanden!“

(Quelle: BBC newsbeat, Amelia Butterly, 5.Oktober 2015)

 

 

Liebe mit Laufmaschen

Jennifer Sonntag ist blinde Sozialpädagogin, Autorin und Moderatorin der „SonntagsFragen“ im MDR-Fernsehen.Sie beschäftigt sich seit Jahren in meiner Arbeit und meinen Büchern mit der Erotikwahrnehmung blinder Menschen/frauen und bemüht sich, dieses „Doppeltabu“ zu brechen. Jetzt stellt sie ihr neues Projekt vor.

Sie hat mit ihrem sehenden Partner gemeinsam das Literatur- und Kunstprojekt „Liebe mit Laufmaschen“ ins Leben gerufen. Die Laufmasche kann dabei durchaus als verstecktes Symbol für Behinderung verstanden werden, sie stellt aber auch immer eine Inspiration dar, denn das vermeintlich „unperfekte“ macht für uns einen Menschen erst erotisch interessant. In ihrem gleichnamigen Buch, eine Sammlung erotischer Kurzgeschichten, hat jeder Protagonist so eine „Laufmasche“, eine Besonderheit im Leben, einen Fetisch, einen inspirierenden Fehler. Dabei stellen wir in ihrem Buch keine Behinderungen vor, es ist also kein Buch über Behinderungen, aber Jennifer Sonntag meint: „Ich habe eben als Blinde, als Autorin mit kleiner Laufmasche, aus meinem Kopfkino heraus geschrieben und somit eröffnet es wieder eine ganz andere Sichtweise. Ich wünsche mir, dass Frauen mit Behinderung als sinnliche Menschen wahrgenommen werden, die erotisch denken, schreiben, handeln und vielleicht sogar nicht behinderte Leser inspirieren.“

In der „Blind-Galerie“ auf der Seite www.Liebe-mit-Laufmaschen.de finden Sie auch die barrierefreien erotischen Zeichnungen, die Jünnifer Sonntag mit ihrem Partner entwickelt hat. Auch hier möchte sie zeigen, dass „blinde Flächen“ viel Raum für Fantasie bieten und man aus seinem Kopf heraus durchaus auch im erotischen Sinne kreativ werden kann.

Links:

Raul Krauthausen über Sexualität und Behinderung auf Youtube

Der Aktivist und Sozialheld hat für den Youtube-Kanal zqnce (gesprochen Sequence) ein Interview zum Thema Sexualität und Behinderungen geben. In der Beschreibung des Videos ist zu lesen:

Im Jahr 2013 erhielt Raul Aguayo-Krauthausen das Bundesverdienstkreuz am Bande für die Gründung des gemeinnützigen Vereins Sozialhelden e.V., der Menschen für gesellschaftliche Probleme sensibilisieren und zum Umdenken bewegen will und bereits zahlreiche soziale Projekte realisiert hat.
Unter dem Titel „Dachdecker wollte ich eh nicht werden – Das Leben aus der Rollstuhlperspektive“ veröffentlichte er im Januar 2014 seine Biographie.

Im Gespräch mit zqnce gibt er persönliche Einblicke in die Themen Sexualität & Behinderung in der Gesellschaft, die Angst vor dem 1. Mal u.v.m.

Sueddeutsche.de: „Beziehungen – eine ganz andere Lust“

Die Süddeutsche widmete sich heute (6. Juni 2015) in ihrer Wochenendausgabe dem Thema Sexualität und Behinderung. Dabei lag der Focus mal nicht wie üblich auf dem Klassiker „Sexualassistenz“, sondern der Autor widmete sich vor allem dem Thema Behinderung als Fetisch. Dazu hatte ich zu Beginn des Jahres ein sehr schönes Gespräch mit ihm. Entsprechend komme ich auch im Artikel vor. Daneben wurde auch Ilse Martin interviewt, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt. Außerdem kommt ein Paar zu Wort, bei dem sie amputiert ist und er ein so genannter „Devotee“. Alles in allem ein sehr schöner Beitrag, der sich mal aus dem Einheitsbrei der deutschen Medien hervortut.

Im Teaser des Beitrags heißt es:

Ihnen fehlt eine Hand oder ein Bein. Darf man Menschen mit Behinderung trotzdem erotisch finden? Wir haben Menschen getroffen, die genau so leben und lieben – und sich deshalb manchmal fragen: Sind wir normal?

Link zum Beitrag auf Sueddeutsche.de: „Beziehungen – eine ganz andere Lust“

SPON: „Sexualität von Behinderten: Doras Erwachen“

Spiegel Online berichtet über den Film „Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern“.

Im Film geht es um die 18-jährige Dora, die von Victoria Schulz gespielt wird. Dora ist ein lebenslustiges, aufgewecktes, geistig behindertes Mädchen. Seit ihre Mutter Kristin (Jenny Schily) hinter dem Rücken von Doras Vater Felix (Urs Jucker) beschlossen hat, die Medikamente abzusetzen, die die junge Frau ruhiggestellt haben, blüht Dora richtig auf, vor allem ihre Sexualität hat sie neuerdings entdeckt. Als sie den zwielichtigen Peter (Lars Eidinger) auf einem Markt erblickt, gefällt dieser ihr auf Anhieb und es dauert nicht lange, bis die beiden miteinander schlafen – ganz zum Missfallen der Mutter, die ohnehin frustriert ist, weil ihr Wunsch nach einem weiteren Kind bisher nicht erfüllt wurde. Doch Dora trifft sich trotz eines Kontaktverbots weiterhin mit Peter. Schon bald wird sie ungeplant schwanger und als ihre Eltern von der Schwangerschaft erfahren, droht die Familie zu zerbrechen…

Eva Thöne, die Autorin bei Spiegel Online schreibt in Rezension: „Vergewaltigung oder einvernehmlicher Geschlechtsakt? Das Erotikdrama ‚Dora‘ über eine geistig Behinderte, die ihre Sexualität entdeckt, hinterfragt klug unsere Vorstellungen von Selbstbestimmung.“ Weiter lobt sie: „Die moralische Sprachlosigkeit in dieser Sequenz steht beispielhaft für alles, was der großartige Film „Dora“ ist. Regisseurin Stina Werenfels, die ein Theaterstück von Lukas Bärfuss verfilmt hat, wirft 90 Minuten lang die Fragen auf, wann Selbstbestimmung anfängt, wem sie gestattet wird und was die Folgen sind, wenn jemand sie so konsequent beansprucht wie Dora.“

Link zum Artikel bei SPON: „Sexualität von Behinderten: Doras Erwachen“

Pornographische Werbung zu wohltätigen Zwecken und Sex mit Behinderung??? Hä?

Also nochmal langsam: Asta Philpot kennen einige von Euch schon, da wir über ihn und seine Projekte auch hier schon berichtet haben, z.B. über den Film „Hasta la vista“. Jetzt hat Asta ein weiteres Projekt namens „Come4“. Auf der Seite ist erstmal ausser eines Trailers nicht viel zu sehen, man muss sich mit seiner Email-Adresse anmelden um mehr zu erfahren.

Pornographie für wohltätige Zwecke

Die Seite produziert bzw. verkauft von Nutzern produzierte Pornographie um wohltätige Zwecke zu unterstützen. Und wohltätige Zwecke bedeutet in diesem Fall: Sexualität für Menschen mit Behinderung zugänglich zu machen, bzw. zu ermöglichen.

Der erste Clip unterstützt die Asta Philpot Foundation, die das Thema „Behinderung und Sexualität“ in die Öffentlichkeit bringt und sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung in Bezug auf deren Sexualität einsetzt. Der Clip zeigt Männer und Frauen, mal mehr mal weniger bekleidet, teilweise in Bordellen, während die Stimme von Asta Philpot seine Erfahrung mit Sexualität, speziell mit bezahlter Sexualität – also Prostitution – beschreibt.

Gegen Ende sieht man Asta Philpot selbst im Bild, in seinem elektrischen Rollstuhl. Und er sagt: „Wenn Sie mich oder meine Phantasien nicht mögen, oder denken ich hätte nicht das Recht dazu….können Sie meinen A… küssen“. Danach erfährt man noch kurze Informationen über Asta Philpot und sein Engagement für die sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung. Der Clip hat international, z.B. auf Werbemessen und sogar in Cannes für Aufsehen gesorgt.

 

Was sollte ich beim Date mit einer Rollstuhlfahrerin vermeiden?

Tipps für das erste Date mit einer Rollstuhlfahrerin“ ist nur eins von vielen Themen, über die Anastasia Umrik in Ihrem Blog schreibt. Viele kennen Sie sicher schon von einem ihrer zahlreichen Projekte wie z.B. anderStark oder inkluWAS. Wer sie noch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen – schaut doch einfach mal vorbei, zum Beispiel auf ihrem Blog anastasia-umrik.de .

Inklusion, Fashion, Lifestyle und Reisen sind einige der Themen die im Blog behandelt werden. Und ganz aktuell geht es eben um Tipps, was man beim Date mit einer Rollstuhlfahrerin vermeiden sollte. „Wie machst Du Sex?“ ist dabei nur eine von vielen Fragen, die vielleicht erstmal nicht den Einstieg bilden sollten. Neugierig auf mehr? Dann schaut doch mal nach, was Anastasia so zu berichten hat und surft auf ihren Blog – witzige und pointierte Beobachtungen sind Euch sicher!