Ja, Menschen mit Behinderung haben Sex…und vielleicht sollten wir drüber sprechen

Die britische Nachrichtenagentur BBC ist schon lange sehr aktiv in der Berichterstattung rund um das Thema „Behinderung“. Es gibt eine eigene Radioshow mit Podcast zum Download und einem Blog unter dem Titel „Ouch BBC“. Kürzlich gab es einen Bericht zum Thema Sex und Menschen mit Behinderung, den wir hier kurz auf Deutsch zusammenfassen werden. Allen, die der englischen Sprache halbwegs mächtig sind, empfehlen wir alles rund um „Ouch“ – wirklich gut gemacht, von Menschen mit Behinderung – witzig und informativ zugleich!

Ja…Menschen mit Behinderung haben Sex

Darin berichtet unter anderem der 19-jährige Jack über seine Erfahrungen. Er hat eine Hemiplegie, also eine halbseitige Lähmung. Wenn er in Online-Portalen Menschen kennenlernt und seine Behinderung erwähnt brechen einige den Kontakt zu ihm ab, manchmal sogar mit negativen Kommentaren wie „das ist ja eklig“. Er kann darüber meistens lachen, denn, so sagt er selbst: „Ich habe mir eine dicke Haut zugelegt – so bin ich.“

Die 24-jährige Holly (Cerebralparese und Sklerose) sucht ebenfalls nach einem Partner in Online-Börsen. Sie macht die Erfahrung, dass ganz viele Menschen sie nach ihrem Sexleben fragen, oder einfach annehmen, sie wäre sowieso Jungfrau. Von den Menschen die sie kennenlernt behandeln manche ihre Behinderung als Tabu und vermeiden das Thema, nur wenige sprechen mit ihr wie mit einer ganz „normalen“ Person. Viele Menschen machen sich Sorgen, sie könnten Holly beim Sex verletzen oder ihr weh tun, aber das ist nicht der Fall. „Du kannst auch mit Behinderung ganz normal Sex haben“, sagt sie.

Neue Kampagne „End the awkward“ – „Beende die Unsicherheit“

Neue Forschungsergebnisse des Projekts „Scope“ zeigen, dass nur etwa einer von zehn Nichtbehinderten schon einmal ein Date oder eine Beziehung mit einem Menschen mit Behinderung hatte. In ihrem neuen Projekt „End the awkward“ (das heißt soviel wie: Beende die Unsicherheit) versuchen Sie Nichtbehinderten den Umgang mit Menschen mit Behinderung zu erleichtern.

Aber kommen wir nochmal zurück zu Jack. Er hat gerade eine neue Beziehung begonnen und sagt, er fühle sich sehr selbstbewusst und hat keine Probleme, Leute anzusprechen wenn er ausgeht. Seine jetzige Freundin hat er ebenfalls beim Ausgehen kennengelernt. Obwohl der Großteil seiner Erfahrungen positiv ist, hat er auch schon viele negative Kommentare und Bemerkungen hören müssen.

Die Kampagne „End the awkward“ versucht, Nichtbehinderte offener zu machen, auf Menschen mit Behinderung zuzugehen. Ihre Befragung von etwa 2.000 Personen hatte ergeben, dass mehr als die Hälfte der 18- bis 35-Jährigen noch nie ein Gespräch mit einem Menschen mit Behinderung angefangen haben. Drei Viertel der Befragten haben noch nie einen Behinderten zu einem gesellschaftlichen Anlass eingeladen.

Jack sagt, er geht gerne aus. Aber Holly macht eher frustrierende Erfahrungen: „Wenn Du in Clubs und Bars gehst, versuchen die Leute entweder, dich mit ihren behinderten Freunden zu verkuppeln, oder sie sind betrunken und wollen einmal mit dir schlafen, damit sich dich von ihrer Liste streichen können. Auch wenn es frustrierend ist, du musst einfach weitermachen, weiter suchen, oder? Da draussen gibt es für jeden jemanden!“

(Quelle: BBC newsbeat, Amelia Butterly, 5.Oktober 2015)