Wieder einmal gibt es interessante Neuigkeiten zum Thema Sexualität und Behinderung – wieder einmal nicht aus dem deutsch- sondern dem englischsprachigen Raum. Es handelt sich um zwei verschiedene Studien. Die eine Studie kommt aus Kanada, die andere aus Australien und wir wollen Euch im folgenden beide kurz vorstellen.
Kanadische Doktorarbeit will Vorurteile gegenüber dem Thema „Sexualität und Behinderung“ abbauen helfen
Frau Margaret Campbell forscht in ihrer Doktorarbeit an der Concordia Universität in Montreal, Kanada darüber, wie Menschen mit Behinderung ihre Geschlechtlichkeit und ihre Sexualität entdecken und erfahren, inmitten gesellschaftlicher Vorurteile und Stereotypen, die Menschen mit Behinderung eher „ent-sexualisieren“.
Den Original-Bericht zur Studie findet Ihr unter diesem link: http://www.journalpioneer.com/News/Local/2015-11-16/article-4345128/Margaret-Campbell-using-PhD-study-to-erase-stereotypes-regarding-disabled-people-and-sexuality/1
Ein großer Teil der Forschung besteht darin, physische Barrieren, aber auch Barrieren in den Köpfen zu identifizieren, mit denen Menschen mit Behinderung konfrontiert sind. „Es ist sehr hilfreich die vielen Stimmen und Erfahrungen meiner Interviewpartner zu hören – und auch deren kreative Art, mit Probleme umzugehen“, sagt Frau Campbell. Sie möchte aus den Ergebnissen auch Strategien und Richtlinien für die Politik ableiten, um Menschen mit Behinderungen besser unterstützen zu können.
Aber auch Nichtbehinderte tragen zur Stigmatisierung und Aufrechterhaltung der Barrieren bei, weil sie Menschen mit Behinderung häufig keine Sexualität zugestehen, z.B. weil sie denken diese Menschen können oder wollen keinen Sex haben, oder sie können auch keine verantwortungsvollen Eltern sein.
Frau Campbell ist die Studie sehr wichtig, da das Thema Behinderung in Verbindung mit Arbeit, Bildung oder Inklusion mittlerweile auf politischer Ebene angekommen sei, das Thema Sexualität aber eher hinten runter fällt.
Schluß mit den Barrieren im Schlafzimmer – eine universitäre Studie aus Australien
Die Studie aus Australien versucht herauszufinden wie Menschen mit Körperbehinderungen dabei unterstützt werden können, Ihre Sexualität auszudrücken und zu leben. Es gibt Klienten die gerne ein Date hätten, oder ein/e Sexarbeiter/in in Anspruch nehmen oder auch einfach nur einen Porno gucken wollen. Dabei benötigen Sie unterschiedliche Arten der Hilfestellung, vom Transport über das An- und Ausziehen bis hin zur Unterstützung bei der richtigen Stellung während des Geschlechtsverkehrs.
Viele Menschen mit Körperbehinderungen benötigen Assistenz. Dabei kann deren Umgang mit dem Thema „Unterstützung bei der Sexualität“ sehr unterschiedlich sein. Es bestehen auch Ängste auf Seiten der Assistenten oder Organisationen, sich strafbar zu machen oder der sexuellen Belästigung, des Missbrauchs verdächtigt zu werden. Dies zu vermeiden und klare Richtlinien für dieses Thema zu entwickeln ist ein weiteres Anliegen der Studie.
Einer der Forscher betont: „So lange das Thema im Untergrund bleibt, erhöht dies das Risiko für Ausbeutung und Missbrauch sowohl für die Klienten, als auch für die Betreuer und Assistenten.“
Wer den Text im Original lesen möchte, findet ihn unter http://www.theage.com.au/national/more-sex-please-ending-barriers-in-the-bedroom-20151109-gkug7m