Politischer Wirbel…

Es war ja sehr ruhig hier in den letzten Wochen. Aber passiert ist vieles. Behinderung und Sexualität ist immer noch ein großes Tabu und dafür, dass ich darüber offen spreche, gibt es jetzt politische Konsequenzen und mein Amt als Behindertenbeauftragter der Stadt Koblenz steht auf dem Spiel. Ich werde mich aber nicht zurückhalten, denn dafür ist das Thema viel zu wichtig und ich weiß von vielen Menschen, wie wertvoll dieser Blog ist und wie viel er Mut macht.

Über die Geschehnisse selbst möchte ich gar nicht viele eigene Worte verlieren, die Presse hat ja ausgiebig berichtet. Stattdessen möchte ich hier die wichtigsten Artikel zum Thema verlinken.

Die Berichterstattung ist meist objektiv und vernünftig mit dem Thema umgegangen, vor allen Dingen der lange Artikel im Karthäuser war meines Erachtens erstklassig recherchiert. Witzig finde ich ja auch, dass die Bild hier von „Geständnissen“ spricht – meines Wissens nach ist ein Geständnis aber nur bei einer Straftat notwendig, oder im übertragenen Sinne bei Sachverhalten, für die man sich schämt oder schämen müsste. Aber für ein normales Sexualleben schäme ich mich doch nicht. 🙂

So wie du bist

Die Sexualpädagogin Alina Mertens hat auf Zeit Online einen Leserartikel veröffentlicht, in dem sie sich mit dem Thema Sexualität und Behinderung beschäftigt. Sie sagt, sie ist oft die offen mit dem behinderten Menschen über Liebe und Partnerschaft spricht:

Ich bin studierte Sexualpädagogin und arbeite zum Thema Sexualität und Behinderung. Ich gebe zum Beispiel Seminare zu diesem Thema, sowohl für Menschen mit Behinderungen als auch für deren Angehörige und Mitarbeiter der Behindertenhilfe. Ja, es ist eine sehr spezielle Arbeit, aber ich habe darin meine Berufung gefunden.

Link zum vollständigen Artikel: http://www.zeit.de/community/2014-11/sexualitaet-liebe-behinderung-homosexualitaet

Verheiratet mit einem Rollstuhlfahrer? Eltern sein mit Behinderung? Das alles und noch viel mehr…

„Easy Stand“ heißt ein Blog aus Amerika, der sich diversen Themen rund um das Leben mit Behinderung widmet. Eine ganze Reihe an „Bloggern“, also Menschen, die Beiträge für die Seite schreiben, sowie einige Gast-Blogger berichten über ihre Erfahrungen und ihr Leben. Wer sich hinter diesen Autoren verbirgt, findet man hier.

„Easy Stand“ ist übrigens der Name einer Stehhilfe, die von einem C6/C7-Tetraplegiker erfunden wurde. Der Blog ist auf Englisch verfasst, aber wir wollen versuchen, hier einen kurzen Überblick über die Inhalte zu geben.

Elternschaft, Medizinisches, Leben im Rollstuhl….

Die Themen des Blogs sind sehr vielfältig. Sie reichen von Geschichten aus dem Alltag bis hin zur Elternschaft und behandeln dabei unterschiedliche Behinderungen und Diagnosen, von Cerebralparese über Querschnittslähmung und Multipler Sklerose bis zu Muskeldystrophie und noch einigen mehr.

Die Blogbeiträge sind schön zu lesen und beschreiben meistens die subjektiven Geschichten und Eindrücke der jeweiligen Blogger. Es gibt auch einige Videos und Podcasts.

Beziehungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung

Diese Überschrift löst bei einigen unserer Leserinnen und Lesern sicherlich gleich Protest aus. Wir wollen damit natürlich nicht andeuten, dass es solche Beziehungen nicht geben kann oder soll – ganz im Gegenteil! Aber im Blog von Easy Stand berichten eben auch diese Paare von Ihren Erlebnissen und aus ihrem Alltag. Nichtbehinderte Partnerinnen und Partner erleben häufig die seltsamsten Reaktionen ihrer Umwelt, nicht nur von „Fremden“, auch von Familienangehörigen und Freunden. Und sie erleben die (all)tägliche Diskriminierung von Menschen mit Behinderung hautnah, was sicher für die meisten Nichtbehinderten erstmal eine neue und sehr eindrückliche Erfahrung ist.

Mehr dazu vielleicht einmal in einem eigenen Beitrag auf unserer Seite hier. Jetzt aber erstmal viel Spaß beim Lesen im Blog „Easy Stand“.

 

 

Wir stellen vor – zwei Projekte aus England!

So, heute wollen wir Euch gleich zwei neue Projekte vorstellen, wieder mal leider nicht aus Deutschland, sondern aus England.

Scope – Gleiche Chancen und Möglichkeiten für alle

Das eine heißt Scope und setzt sich generell dafür ein, dass Menschen mit Behinderung die gleichen Möglichkeiten haben wie alle anderen. Hier geht es also nicht direkt um Sexualität, aber manchmal auch doch, zum Beispiel in Gastbeiträgen, in denen das Thema behandelt wird. Insgesamt lohnt sich auf jeden Fall ein kurzer Blick auf die Seite, vor allem auch für die, die sich gerne „politisch“ engagieren und für gleiche Rechte kämpfen.

„Love lounge“ – Frag den „(S)Experten“

Die „Love lounge“  ist ein online Forum, in welchem zwei „(S)Experten“ diverse Anliegen und Fragen zum Thema Sexualität und Behinderung beantworten. Viele beispielhafte Fragen und die dazugehörigen Antworten sind online lesbar, so dass sich auch der eine oder die andere darin wiederfinden kann und dadurch vielleicht manche Sorge oder Unsicherheit gemildert wird.

Auch Angehörige, Partner und Freunde von Menschen mit Behinderungen dürfen gerne Fragen stellen und sich Rat holen. Einige Beispiele für Fragen in der Vergangenheit waren z.B. „Wie kann ich meinen Körper besser akzeptieren?“ oder „Ich würde gerne jemanden kennenlernen. Wie und wann soll ich meine Behinderung erwähnen?“ etc.

Die „Love lounge“ ist angebunden an ein Projekt welches sich „Enhance the UK“ nennt, was soviel heißt wie „England verbessern“. Es ist ein gemeinnütziges Projekt, und will die gesellschaftliche Wahrnehmung von Behinderung verändern. Das Projekt bietet unter anderem Trainings für Organisationen und Schulen, um das Miteinander zu erleichtern und auf beiden Seiten Barrieren abzubauen. Für mehr Informationen einfach mal drauf klicken!

Senia – Interessantes Projekt aus Österreich!

An dieser Stelle möchten wir Euch den Verein „Senia“ aus Österreich vorstellen, der sich ebenfalls mit dem Thema Behinderung und Sexualität befasst. Der Verein hat sich die „Enthinderung der Sexualität“ für Menschen mit Beeinträchtigungen auf die Fahne geschrieben.

Die Angebote richten sich an Menschen mit Beeinträchtigungen, an Angehörige, aber auch an Personen, die in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung arbeiten.

Mehr über die Grundsätze und Ziele finden Sie hier.

Die Vernetzung mit anderen liegt uns sehr am Herzen. Gerne berichten wir hier über weitere Projekte und Initiativen und freuen uns über feedback.

Interview in der TAZ: „Ich habe kein Problem damit, als Fetisch betrachtet zu werden“

Anfang dieses Jahres hat mich Manuela Heims, eine mir bekannte Redakteurin  gefragt, ob ich bereit zu einem Interview sei, das über Sexualität und Behinderung berichten soll. Im Mai  haben wir uns daran getroffen und am Wochenende war es  soweit: das Interview erschien  in der TAZ-Wochenendausgabe.

Christian Bayerlein hat spinale Muskelatrophie, braucht rund um die Uhr Hilfe, nennt sich Nerd, liebt „Star Trek“, reist gern und erforscht die Spielarten des Sex. Monogamie, Polyamorie, BDSM – er ist offen

Link zum Beitrag:  http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ln&dig=2014%2F10%2F18%2Fa0012&cHash=3357e12a31a456ccfcec8aa6f64aa83d

Fesselspiele, Dominanz, Unterwerfung, Sado-Maso….geht das auch für Menschen mit Behinderung?

In der Welt der sexuellen Spielarten und Vorlieben gibt es den großen Bereich der Fesselspiele (auch Bondage genannt, aus dem Englischen), der Dominanz und/oder Unterwerfung oder auch Sado-Maso-Spiele, bei denen es um die Lust am Schmerz geht. Als Sammelbegriff für alle diese Spielarten wird häufig auch die Abkürzung BDSM gewählt.

Geht das auch mit einer Behinderung?

Die Seite „Gentledom“ beschäftigt sich mit allen möglichen Aspekten rund um BDSM, hat aber auch einen speziellen Bereich, der sich dem Thema „Behinderung“ widmet und auch einige psychische Krankheiten/Behinderung behandelt. Darin berichten Menschen mit verschiedenen Krankheiten oder Behinderungen von ihren Erfahrungen mit BDSM.

Schön, dass hier so selbstverständlich das Thema „Behinderung“ mit einbezogen wird und ein Teil des Ganzen ist.

Was gibt es noch?

Gerne können wir auf unserer Seite auch weitere Projekte und Webseiten vorstellen. Gibt es Themen, die Euch besonders interessieren und denen wir uns widmen sollen? Kennt Ihr Projekte, über die wir berichten können? Wir freuen uns über feedback!

Als Duo stärker

Die Aktion Mensch veröffentlicht auf ihrer Internetseite zum Magazin „Menschen“ über vier „inklusive“ Paare, also mit einem behinderten und einem nicht-behinderten Partner.

Sie schätzen sich, sie streiten sich, sie arbeiten für ein gemeinsames Ziel: Menschen mit und ohne Behinderung leben Inklusion jeden tag. Vier Paare zeigen, wo im alltag Partnerschaft funktioniert – und warum sie beiden Seiten so viel wert ist.

Link zum Original-Artikel: https://www.aktion-mensch.de/magazin/leute/inklusive_paare.html

Der wahre Grund, warum Männer mit Behinderung für Sex zahlen!

Kirsty Liddiard, eine Soziologin aus England, hat eine neue Studie veröffentlicht, die der Frage nachgeht, warum Männer mit Behinderung für Sex bezahlen, also entweder, in dem sie zu einer  Prostituierten bzw. Sexarbeiterin gehen, oder Sexualassistenz in Anspruch nehmen. Sie hat dazu 25 körperbehinderte Männer und Frauen befragt.

Männer mit Behinderung zahlen häufiger für Sex als Nichtbehinderte

16 Männer nahmen an der Studie teil, von welchen sieben schon einmal für Sex bezahlt hatten. Von den teilnehmenden Frauen hatte noch keine bezahlten Sex in Anspruch genommen. Diese Ergebnisse decken sich mit bisherigen Studien, die nahelegen, dass Männer mit Behinderung häufiger für Sex zahlen, als nichtbehinderte Männer. Diese Ressource hilft Ihnen, weitere Informationen zu finden.

Nach den Gründen und Erfahrungen befragt, gaben viele der Männer an, dass es für sie nicht nur um den Sex bzw. die sexuelle Erfahrung ging, sondern genauso auch um Unabhängigkeit und Eigenständigkeit.

„Ich wünschte ich könnte einfach ausgehen und jemanden treffen…“

Manche Männer hatten die Befürchtung, dass sie vielleicht niemals eine sexuelle Erfahrung machen würden, wenn sie nicht für Sex bezahlen. Ein Mann sagt: „Ich wünschte ich könnte einfach ausgehen und jemanden treffen. Aber es ist nicht so einfach“.

Für viele der befragten Männer war der „gekaufte“ Sex die erst Gelegenheit, Berührung zu erfahren, die nicht pflegerisch, medizinisch oder therapeutisch war.

Für andere war es eine wichtige Möglichkeit, überhaupt grundlegende Erfahrungen, wie z.B. sinnliche und erotische Berührung, zu machen. Andere sagten, dass sie es als gute Vorbereitung empfanden, um auch „echte“ Beziehungen haben zu können, bzw. sich das zuzutrauen.

Wurzeln liegen in Erfahrungen mit Behinderung

„Wir müssen neu über Sexarbeit nachdenken“, sagt die Forscherin. „Wir dachten, dass Männer mit Behinderung verzweifelt Sex brauchen. Aber ihre Gründe waren sehr unterschiedlich und in ihren Erfahrungen mit Behinderung verwurzelt.“

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Alle Männer in der Befragung sahen bezahlten Sex nur als Übergangslösung und fühlten sich nach der Erfahrung trotzdem unzufrieden und unbefriedigt. „Ich hab meine Jungfräulichkeit verloren, aber ich möchte eigentlich wirklich eine Beziehung. Wie kann ich meine Sexualität leben?“. Diese Frage kann nicht mit Geld beantwortet werden.

 

Geschlechtsverkehr trotz Inkontinenz?

Viele Menschen mit Inkontinenz verzichten auf Geschlechtsverkehr aus Angst, dass es dabei zu „Unfällen“ kommen könnte. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, um unkontrolliertes Verlieren von Urin oder Kot zu verhindern.

Auf der sehr informativen Seite www.myhandicap.de gibt es dazu einen ausführlichen Artikel.
Er gibt Tipps für Betroffene und verweist auch auf weitere Informationen zum Thema.

Allen, die „myhandicap.de“ noch nicht kennen, empfehlen wir einen Besuch auf der Seite. Es gibt viele Informationen zu den verschiedensten Themen wie „Partnerschaft und Sexualität“, zu verschiedenen Behinderungsarten, rechtlichen Fragen und vielem mehr. In einem Forum können sich Betroffene und andere Interessierte zu all diesen Themen austauschen.