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Lecture Series: Care, Disability and Art

Veranstaltung zum Thema Behinderung und Kunst mit Gespräch zu „Touch Me Not – Poetics and Politics of the Body“

Ich habe die großartige Gelegenheit, Grit Uhlemann und die Filmemacherin Adina Pintilie zu einer Diskussion über „Touch Me Not: Poetics and Politics of Intimacy“ in einem Vortrag zu begleiten, der von der Forschungsgruppe „Rethinking Art History through Disability“ am Institut für Kunstgeschichte organisiert wird. Universität Zürich und den Master Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK.

Grit und ich spielten eine wichtige Rolle in diesem unglaublichen Projekt, bei dem wir unsere eigene Sexualität offen diskutierten und erforschten und gesellschaftliche Normen und Stereotypen herausforderten. Wir hoffen, dass unsere Verletzlichkeit und Bereitschaft, diese Erfahrungen vor der Kamera zu teilen, dazu beigetragen hat, marginalisierte Körper zu stärken und falsche Vorstellungen von Behinderung und Sexualität zu hinterfragen.

Das Institutskolloquium / Pool FS23: Ringvorlesung: Pflege, Behinderung und Kunst beschäftigt sich mit der Repräsentation des menschlichen Körpers in der Kunst und der Problematik, Behinderung als soziales und kulturelles Konstrukt zu definieren. Diese Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe und bietet die Möglichkeit, über den Körper als Mittel zur Verarbeitung erkannter und unerkannter Geschichte, Traumata und Sehnsüchte nachzudenken und dazu anzuregen, unsere Verbindung zu den Körpern anderer und zu unseren eigenen in den Mittelpunkt zu stellen Zentrum unseres persönlichen und politischen Lebens.

Die Veranstaltung findet am 11. Mai 2023 an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, Pfingstweidstrasse 96, 8005 Zürich, Raum Kino Toni ZT 3.G02 statt und wird auch live gestreamt. Adina Pintilie, Grit Uhlemann und ich sind die Hauptredner. Adinas plattformübergreifende Recherche zur Politik und Poetik von Intimität und Körper, einschließlich ihres Spielfilms Touch Me Not, gewann den Goldenen Bären auf der Berlinale 2018 und wurde weit verbreitet bekannt für seine grenzüberschreitende Sprache und Ästhetik.

Als Aktivist für die Rechte behinderter Menschen interessiere ich mich für die Kraft der Kunst, Perspektiven zu verändern und Normen in Frage zu stellen. Das Hinterfragen von Normen im Zusammenhang mit Behinderungen und die Stärkung ausgegrenzter Körperschaften ist ein entscheidender Schritt zur Schaffung einer integrativeren Gesellschaft. Indem wir anerkennen, dass Menschen mit Behinderungen einzigartige Stärken und Fähigkeiten haben, können wir sie befähigen, ein erfülltes Leben zu führen und einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.

Ein weiterer Bereich, in dem es wichtig ist, Normen in Frage zu stellen, ist die Auseinandersetzung mit Stereotypen und Missverständnissen in Bezug auf Sexualität und Behinderung. Leider glauben viele Menschen immer noch, dass Menschen mit Behinderungen asexuell sind oder ihnen der Wunsch nach Intimität und sexueller Erfüllung fehlt. Indem wir diese Normen in Frage stellen und uns für die Stärkung marginalisierter Körperschaften einsetzen, können wir eine integrativere und akzeptierendere Gesellschaft schaffen, die die vielfältigen Erfahrungen und Perspektiven aller Individuen wertschätzt.

In „Politics of the Body“ nutzen Grit und ich die Plattform weiterhin, um uns für die Rechte marginalisierter Gemeinschaften einzusetzen. Durch unsere Arbeit als Aktivisten und Künstler haben wir dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der körperlichen Autonomie und die Notwendigkeit einer stärkeren Inklusion und Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen zu lenken.

Nehmen Sie an dieser spannenden Veranstaltung teil, um die Darstellung des menschlichen Körpers über alle Epochen und Kulturen hinweg sowie das grundlegende Medium der Kunstproduktion und -rezeption zu erkunden. Ich glaube, dass die Veranstaltung uns eine Plattform bieten wird, um darüber nachzudenken, wie wichtig es ist, den Körper und seine historisch konstruierte Einheit, insbesondere im Hinblick auf funktionale Vielfalt, innerhalb der kunsthistorischen Forschung neu zu denken.

Erforschung von Intimität und Sexualität: Touch me not

Alles beginnt mit einer Frage: „Gibt es eine stille, bequeme Übereinkunft, nicht darüber zu sprechen?“

„Ja!“ möchte man als Zuschauer schreien, der nicht das erste Mal mit dem Gedanken in Berührung kommt, dass auch nicht-schönheitsideal-konforme Menschen ihre Sexualität ausleben. Im gesellschaftlichen Diskurs ist die Situation wohl leider bekannt. Aber im Individuellen? Was bedeutet Sexualität? Wie kann ich mich darauf einlassen? Und plötzlich birgt die Antwort ein ungeahntes Risiko, denn: Was uns auf der Suche danach begegnet, ist unklar.

Die Berliner Morgenpost schreibt: „Der Sex-Schocker […] verlangt viel vom Zuschauer.“ Und in der faz ist zu lesen: „„Touch Me Not“ […] gehörte zu den Filmen […] deren Ansatz für mich möglicherweise dokumentarisch interessant gewesen wäre, mir im Spielfilmformat aber unangenehm war.“ Der Film hat eine einfache Antwort darauf: „Jede Emotion ist willkommen.“

„Touch me not“, Film der rumänischen Regisseurin Adina Pintilie, gewann auf der diesjährigen Berline den Goldenen Bären. Es geht um die Erforschung von Initimität und Sexualität, einige der Schauspieler sind Menschen mit Behinderung, die übrigen kommen im Laufe des Films damit in Berührung. Das ist ein aufwühlendes Thema – besonders, wenn man bisher eher die eingangs erwähnte bequeme Übereinkunft bevorzugt hat.

Eine wichtige Transformation, die „Touch me not“ zeigt, beginnt in einer Berührungs-Therapie. Zwar wird man als Zuschauer über die genauen Umstände im Unklaren gelassen (Ein Berührungs-Workshop in einer sterilen Umgebung eines beliebigen Krankenhauses/Altersheims/Betonbaus? Wirklich?), aber hier passiert Wichtiges: Tómas‘ (Tómas Lemarquis) Ekel vor der Berührung von Christians (Christian Bayerlein) Gesicht, Großaufnahmen ungewöhnlicher Körper und die Selbstverständlichkeit ungewöhnlicher Beziehungskonstellationen und Sexualpraktiken (es gibt eine beeindruckende, intime Szene zwischen Christian und Grit (Grit Uhlemann) in einem SM-Club). Der Film traut sich all das mit einer unglaublichen Unaufgeregtheit zu zeigen, die ihresgleichen sucht. Und er gibt gleichzeitig die Möglichkeit, alle entstehenden Gefühle zu ergründen, zu verstehen und vielleicht zu transformieren. Nur vielleicht, denn „Touch me not“ bereitet lediglich die Basis, ohne eine explizite Forderung nach Toleranz zu formulieren.

Ich verlasse das Kino. Die prophezeite unangenehme Berührtheit oder Überforderung bleibt aus. Was ich gesehen habe, ist das Leben, eine Umgebung, in der jeder er selbst sein darf, die Schönheit von Sexualität und der eigenen inneren Reise. Und zum Schluss zeigt die Kamera auf den Zuschauer. „Es gibt nichts Sonderbares, wenn es um Sexualität geht.“ Dieser Satz, beinahe beiläufig erwähnt, ist doch ein guter Ausgangspunkt für diesen Augenblick, in dem nichts mehr versteckt ist.


Kinostart von Touch me not ist am 1.11.2018. Der Film ist in vielen deutschen Städten zu sehen.

In eigener Sache – Mitautoren gesucht

Leider habe ich Kissability seit einiger Zeit inhaltlich ziemlich vernachlässigt. Und das obwohl momentan eigentlich viel los ist: ein Goldener Bär für Touch Me Not, eine weitere Aufführung der Army of Love in Polen, ein anstehender Bericht über unsere Beziehung im SWR und viele interessante Reportagen in der Presse und in den Medien. Aber: ich habe gerade faktisch keine Zeit, darüber zu schreiben.

Deswegen hier ein kleiner Aufruf: wer hat Lust, bei uns Mitautor zu sein – gesucht werden Menschen, die gut schreiben können und sich für das Thema Sexualität und Behinderung interessieren.

Politischer Wirbel…

Es war ja sehr ruhig hier in den letzten Wochen. Aber passiert ist vieles. Behinderung und Sexualität ist immer noch ein großes Tabu und dafür, dass ich darüber offen spreche, gibt es jetzt politische Konsequenzen und mein Amt als Behindertenbeauftragter der Stadt Koblenz steht auf dem Spiel. Ich werde mich aber nicht zurückhalten, denn dafür ist das Thema viel zu wichtig und ich weiß von vielen Menschen, wie wertvoll dieser Blog ist und wie viel er Mut macht.

Über die Geschehnisse selbst möchte ich gar nicht viele eigene Worte verlieren, die Presse hat ja ausgiebig berichtet. Stattdessen möchte ich hier die wichtigsten Artikel zum Thema verlinken.

Die Berichterstattung ist meist objektiv und vernünftig mit dem Thema umgegangen, vor allen Dingen der lange Artikel im Karthäuser war meines Erachtens erstklassig recherchiert. Witzig finde ich ja auch, dass die Bild hier von „Geständnissen“ spricht – meines Wissens nach ist ein Geständnis aber nur bei einer Straftat notwendig, oder im übertragenen Sinne bei Sachverhalten, für die man sich schämt oder schämen müsste. Aber für ein normales Sexualleben schäme ich mich doch nicht. 🙂

Sex und Behinderung?

Das Thema Sexualität und Behinderung ist vielfältig, wird aber oftmals tabuisiert. Es gibt Mythen, Irrglaube und Unwissen. Diese Seite will aufklären und nähert sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven: Partnerschaft und Liebe, Behinderung als Fetisch und sexuelle Dienstleistungen für behinderte Menschen sind hiervon wichtige Facetten.